Mitten in Bayern:Wenn das Fußballspiel zu laut ist

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Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten? Nicht so bei den Fußballern des BSC Surheim. Sie dürfen nur eine Stunde kicken.

Kolumne von Matthias Köpf

Wenn die Kreisligafußballer vom BSC Surheim dreizehnmal pro Saison zum Heimspiel auf ihrem Platz an der Freilassinger Straße antreten, dann wird vor dem Fußball eine Einlaufmusik gespielt, derzeit was aus dem Film "Fluch der Karibik". Eineinhalb Minuten dauert die Musik, doch in Zukunft sollte das womöglich schneller gehen, eine glatte Minute wäre noch drin. Aber sonst ist die erste Mannschaft in der Kreisliga gut dabei.

Und bei den zwölf Heimspielen der zweiten Mannschaft gibt es ja gar keinen Fluch der Karibik. Bei allem Respekt vor der A-Klasse: Hier ist der Fußball selber das Problem. Das Spiel dauert einfach zu lang - und zwar gar nicht mal für die Spieler, sondern für den Lärmschutzgutachter der Gemeinde. Und so folgte - Herberger hin, Herberger her - aus dessen Gutachten: Der Ball ist rund und das Spiel dauert 60 Minuten.

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Dass dort also für ein Spiel statt der regulären 90 Minuten plus Nachspielzeit höchstens noch eine glatte Stunde drin sein sollte, das würde die Surheimer berühmt machen, da ist der BSC-Vorsitzende Konrad Ragginger sicher. Aber mehr Spielbetrieb am Hauptplatz wäre den Nachbarn laut dem Gutachten halt nicht zuzumuten. Dabei gebe es den Platz schon seit vielen Jahrzehnten, sagt Ragginger, und die Anwohner wohnen meist auch nicht erst seit gestern an. Und da gehe es längst nicht allen nur um den Lärm.

Der BSC ist da nämlich in die Mühlen eines Bebauungsplanverfahrens geraten, mit dem sich die Gemeinde Saaldorf-Surheim seit Jahren abmüht. Den alten Plan hatte ein Schwarzbau samt Gerichtsverfahren praktisch hinfällig gemacht. Aber die Gemeinde will die Sache ins Reine bringen, und der neue Plan muss dann eben hieb- und stichfest sein, samt Lärmschutzgutachten und allen Schikanen, wobei das aus Sicht des BSC fast das Gleiche ist. Nun hoffen Verein und Gemeinde, dass sie sich wirklich auf einen "Altanlagenbonus" für schon länger bestehende Sportplätze berufen können, denn diese dürfen etwas lauter sein und auch ein bisschen länger laut. Hätte der BSC nur nicht diese Tribüne gebaut und so womöglich aus dem alten Platz einen neuen gemacht. Schlimmstenfalls wird am Ende wieder ein Gericht die ganze Partie abpfeifen, vielleicht nach Audiobeweis. Aber eher nicht nach nur 60 Minuten.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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