Bildungspolitik:Volksschullehrer dringend gesucht

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Von Anna Günther, München

Die Jobchancen für junge Lehrer könnten kaum besser sein. Die gute Nachricht des Kultusministeriums gilt allerdings nicht für alle Schularten. Bei Grund-, Mittel- und Förderschulen sowie Berufsschulen werden alle Absolventen eingestellt, die die Mindestanforderungen erfüllen. Etwas besser als in den vergangenen Jahren sieht es für Realschullehrer aus. Gymnasiallehrer haben wieder das Nachsehen. 300 junge Pädagogen bekommen einen Job an staatlichen Gymnasien, aber in diesem Sommer werden 1000 Referendare fertig und 2200 stehen laut Philologenverband auf der Warteliste.

Wie wenig verlässlich Prognosen zum Lehrerbedarf sind, zeigt seit Jahren der Schweinchenzyklus. Dass künftig noch mehr Lehrer fehlen als befürchtet, will die Bertelsmann-Stiftung herausgefunden haben und prognostiziert einen überwältigenden Schüler-Boom. Dabei hatte sich die Situation an den Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern bereits im Frühjahr so zugespitzt, dass Schulleiter und Lehrer Alarm schlugen und noch immer Petitionen im Landtag eingehen. Das Ministerium hatte die Schulämter sogar angewiesen, zum kommenden Februar keine Frühpensionen zu genehmigen. Wegen des enormen Protests ruderte Spaenles Haus wieder zurück, kurz nachdem dies bekannt worden war. Und versucht den Mangel mit Umschulungen für die Volksschulen auszugleichen: Auch zum neuen Schuljahr bieten diese Maßnahmen 600 Realschul- und Gymnasiallehrern eine Chance, einen Beamtenjob zu bekommen. Denn 1240 Grundschul- und 560 Mittelschulabsolventen reichen nicht, um frei werdende Stellen zu besetzen. Ähnlich ist es in den Förderzentren. Alle 270 Sonderpädagogen und 89 Realschul- und Gymnasiallehrer werden eingestellt. 153 Fachfremde beginnen mit Umschulungen. Die Bezirke aber haben Budget für 371 weitere Stellen.

Lehrerverbandspräsidentin Simone Fleischmann fordert ein Umdenken bei der Lehrerbildung. Ministerium, Realschul- und Philologenverband lehnen dies mit Verweis auf die Fachlichkeit ab. Um 2025 eine Notsituation am Gymnasium zu verhindern, müsse jetzt gehandelt werden, sagt Dominik Lörzel, der Junglehrervertreter im Philologenverband. 2025 kommen die ersten G-9-Schüler in die 13. Klasse. Spätestens dann werden 1000 zusätzliche Lehrer gebraucht.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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