Bildung - München:Piazolo: Hunderte Lehrer fehlen kurz vor neuem Schuljahr

Bildung - München: Michael Piazolo, (Freie Wähler), spricht. Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild
Michael Piazolo, (Freie Wähler), spricht. Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Wenige Tage vor dem Start in das neue Schuljahr fehlen in Bayern noch mehrere Hundert Lehrer. "Es gibt ein paar Hundert Stellen, die wir noch zu füllen haben", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München. Das betreffe vor allem Grund-, Mittel- und Förderschulen. Wie viele genau es sind, teilte das Ministerium nicht mit, weil der ganz konkrete Lehrerbedarf für eine "solide Unterrichtsversorgung" noch immer unklar sei. Vieles sei noch im Fluss - "wie ein Transfergeschäft beim Fußball".

Am kommenden Dienstag starten 1,68 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern in das neue Schuljahr. Das sind 45.000 (2,8 Prozent) mehr als noch im vergangenen Schuljahr, 30.000 von ihnen Schüler aus der Ukraine. 130.000 Erstklässler beginnen ihr Schulleben, auch das mit einem Plus von 8 Prozent mehr als 2021/22.

Die steigende Schülerzahl sei ein Grund für den Lehrermangel, sagte Piazolo. Ein weiterer wichtiger Grund sei, dass die Anzahl der Nachwuchslehrer nach wie vor nicht ausreicht. Nahezu jeder, der sich auf eine Stelle in einer Grund-, Mittel- oder Förderschule beworben habe, habe auch eine Stelle bekommen. An Gymnasien seien 65 Prozent der Bewerber an staatlichen Stellen eingestellt worden. Die übrigen Bewerber seien dann aber an kommunalen oder privaten Gymnasien angestellt worden. "Es gibt kaum einen Gymnasiallehrer, der arbeiten will, und jetzt auf der Straße steht."

Mehr als 100.000 Lehrer habe der Freistaat derzeit insgesamt. Das ist nach Ministeriumsangaben ein Rekord. Aber: "Wir haben so viele wie noch nie, aber wir haben immer noch zu wenig", sagte Piazolo.

Dabei kommen auf die Schulen im kommenden Jahr große Herausforderungen zu: Ukrainische Schüler müssen integriert, Corona-Folgen behoben werden. Denn der monatelange Fernunterricht hat Spuren hinterlassen bei vielen Schülern - nicht nur was die Leistung betrifft, sondern auch in sozialer Hinsicht.

Dazu kommt die Frage, ob es in Zeiten explodierender Energiepreise im Winter überhaupt warm genug ist in den Klassenzimmern - vor allem dann, wenn wegen der Corona-Ansteckungsgefahr alle 20 Minuten gelüftet werden muss. "Mein Interesse ist, dass es an den Schulen möglichst angenehm ist, auch von der Temperatur", sagte Piazolo. "Wir wollen es warm haben - und weiter lüften."

Die Eltern sehen das alles mit Sorge: "Irgendwie wird es schon laufen, das neue Schuljahr. Die Kinder werden in der Schule "verräumt" sein und die meisten Schulstunden werden irgendwie stattfinden", teilte der Bayerische Elternverband mit. Es sei mit großen Abstrichen zu rechnen: "Sie werden schmerzen."

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach gar von einer "Bankrotterklärung des Kultusministers". Der Lehrerberuf müsse attraktiver werden, forderte die Landtags-SPD. Insbesondere Grundschullehrkräfte müssten besser bezahlt werden: "Wir wollen A13 für alle, nicht nur für Real- und Gymnasiallehrerinnen und -lehrer."

Minister Piazolo betonte dagegen, man könne nicht davon ausgehen, dass in Zeiten nie dagewesener Krisen wie einer weltweiten Pandemie oder einem Krieg in Europa alles so weiterlaufen könne wie bisher: "Wenn diese Krisen da sind, bedeutet es für uns neue Herausforderungen und auch Verzicht." Er wünsche sich außerdem auch "ein bisschen mehr Freude und Optimismus" für den Start in das neue Schuljahr.

© dpa-infocom, dpa:220907-99-668516/4

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