Schule:Lehrervertreter: Bessere Bedingungen gegen Bildungsmisere

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Um die Bildungsqualität zu steigern, haben sowohl der BLLV als auch die GEW bessere Arbeitsbedingungen gefordert. (Foto: Armin Weigel/dpa/Illustration)

In Bayerns Schulen liegt einiges im Argen. Mehr Bildungsqualität gehe nur mit besseren Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte, betonen deren Vertreter. Sie fürchten angesichts hoher Belastungen und anhaltendem Lehrkräftemangel einen Teufelskreis - zu Lasten der Kinder.

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München (dpa/lby) - Um die Bildungsqualität im Freistaat zu steigern, haben am Dienstag sowohl der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) als auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bessere Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte gefordert. Es gehe in Zeiten des Lehrkräftemangels und der coronabedingten Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen derzeit an den Grund- und Mittelschulen nicht mehr um höchste Bildungsqualität, kritisierte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in München: „Es geht irgendwie darum, durchzukommen.“

„Der Fachkräftemangel in der Bildung muss endlich langfristig gelöst werden“, forderte die GEW-Landesvorsitzende Martina Borgendale. Überall fehle es an pädagogischem Fachpersonal. Gleichzeitig litten die Beschäftigten unter den immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen. Auch der BLLV legte daher den Schwerpunkt seiner Forderungen auf die Stärkung der Lehrerinnen und Lehrer. Ohne bessere Arbeitsbedingungen würden die vorhandenen Lehrkräfte nicht dauerhaft durchhalten, betonte Fleischmann. Es drohe ein Teufelskreis, der den Lehrkräftemangel durch Überlastung der Verbleibenden verstärke.

Zwar sei die Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr vergleichsweise gut, räumte die BLLV-Präsidentin ein. Dies beruhe aber auf dem massiven Einsatz von Personal, das nicht grundständig als Lehrkraft ausgebildet sei. Außerdem sei die Lage in den Schulen teils sehr unterschiedlich. So fallen laut BLLV-Angaben mancherorts sogar eigentlich vorgeschriebene Fächer in diesem Schuljahr von vorneherein aus, weil sich kein Personal finden ließ.

Bei aller Kritik verteilte der BLLV auch Lob an das Kultusministerium unter Michael Piazolo (Freie Wähler). So hätten Änderungen an der bisherigen Praxis unter anderem zur leichteren Personalgewinnung beigetragen, Bürokratievorgaben wurden reduziert und Schulleitungen durch mehr Verwaltungsangestellte entlastet. Dennoch betonte BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke: „Qualitätiv hochwertige Schule und Unterricht stellen wir uns an manchen Stellen ganz anders vor.“

Viele Angebote seien gestrichen worden, dabei seien Förderkurse, Differenzierungsstunden, Arbeitsgemeinschaften oder Extra-Stunden für Inklusion und Integration besonders an den Grund- und Mittelschulen enorm wichtig, berichtete BLLV-Expertin Sabine Bösl. „Wir spüren an unseren Schulen immer mehr, dass wir vielen Schülerinnen und Schülern nicht mehr gerecht werden können, weil wir an unseren Grenzen sind.“

Die Konsequenz aus Sicht des BLLV: „Wir müssen auf die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer schauen“, betonte Fleischmann. „Es sind nicht die Quereinsteiger, Seiteneinsteiger, Substituierende und Studierende, die für die Bildungsqualität vor Ort einstehen. Das ist die Kernmannschaft.“

© dpa-infocom, dpa:230904-99-73979/3

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