Bildung:Integrationsklassen an allen Schulformen

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Von Anna Günther, München

Alle Schulleiter beklagen die enorm große Herausforderung, Tausende Flüchtlinge in die Schulen zu integrieren, die Berufsschulen aber sind besonders betroffen. Um sie zu entlasten, hat das Kultusministerium auf Wunsch der CSU-Fraktion ein Konzept ausgearbeitet. Kostenneutral sollte es sein. German Denneborg, der Chef der zuständigen Abteilung im Ministerium, hat das offenbar geschafft und stellte die Ideen am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags vor. Natürlich wünscht auch er sich mehr Budget für die Berufsschulen, aber betont, dass "die Flüchtlingsklassen bis Ende 2017 separat vom Berufsschulsystem komplett finanziert sind". Wenig fürchten alle Beteiligten mehr als eine Neiddebatte der Einheimischen, die das Klima vergiften würde.

Zwei Drittel aller Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter lernen an den bayerischen Berufsschulen Deutsch und schnuppern in Berufe hinein. Damit sind 119 staatliche Schulen für die Integration von 35 800 Männern und Frauen zuständig. 22 000 von ihnen werden in diesem Schuljahr in 1200 Klassen lernen. Aber nach wie vor erreicht das Ministerium nicht alle jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren. Künftig sollen Integrationsklassen auch an Wirtschafts-, Mittel-, Fach- oder Berufsoberschulen angesiedelt werden. Formal gehören diese weiterhin zu Berufsschulen, aber die Flüchtlinge lernen auswärts Deutsch und schnuppern im zweiten Jahr nach dem Unterricht in Berufe hinein. Seit Schuljahresbeginn gibt es auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen 50 Sprachintensivklassen. Außerdem nehmen deutlich mehr Realschulen, Gymnasien und Fachoberschulen junge Asylbewerber auf, die in ihrer Heimat höhere Schulen besucht haben, und bereiten diese in Vorklassen mit Deutschunterricht auf den Schulalltag vor. Aber Denneborg hofft, dass auch städtische und private Schulen Integrationsklassen übernehmen. Bisher gehe das nur zögerlich voran, sagt er, gerade die Privatschulen hätten Hemmungen. Die kirchliche Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern in Augsburg ist hingegen offen - und hofft laut Denneborg, dass sich einige Sprachschüler später zu Kinderpflegern oder Erziehern ausbilden lassen.

Ziel des bayerischen Modells ist, dass alle Flüchtlinge mit Aufenthaltsstatus so lange gefördert werden, bis sie den Anschluss zum normalen Schul- oder Ausbildungssystem schaffen. Das wird dauern und viel mehr kosten als die bisher bewilligten 160,7 Millionen Euro. Selbst wenn die Einreisezahlen nicht weiter steigen, werden viele der Flüchtlinge, die noch an den Mittelschulen lernen, künftig an Berufsschulen wechseln. Damit die Lehrer künftig besser vorbereitet sind, ist Deutsch als Zweitsprache nun Teil des Studiums, außerdem gibt es Fortbildungen.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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