Bildung:Hundert Millionen für die Schulen

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  • Wegen der steigenden Zahl von Flüchtlingen gibt es mehr Geld für die Schulen - Kultusminister Spaenle sieht das als Erfolg seiner Verhandlungen, Opposition und Verbände forden es bereits seit langem.
  • Damit können bis zu 1700 Lehrer eingesetzt werden.
  • Die Frage ist, ob überhaupt genug Pädagogen für die Volksschulen gefunden werden können.

Von Anna Günther, München

Hundert Millionen Euro kann das Bildungsministerium 2016 zusätzlich investieren. 27 Millionen hatte Minister Ludwig Spaenle ohnehin schon bei Finanzminister Markus Söder angemeldet. Wegen der steigenden Zahl der Flüchtlinge seit September sind nun weitere 67 Millionen Euro dazugekommen. Opposition und Verbände freuen sich, dass die Staatsregierung damit ihren Forderungen nachkomme. Kultusminister Spaenle hingegen sieht es qua Amt als Erfolg seiner Verhandlungen.

Fest steht, dass die Herausforderungen durch die Flüchtlinge für manche auch ein Glücksfall sind: Für 67 Millionen Euro könnten bis zu 1700 Lehrer eingestellt werden. 1100 Stellen sind bereits fest eingeplant, das restliche Geld soll flexibel investiert werden. Weil es auf dem Arbeitsmarkt aber keine Volksschullehrer mehr gibt, zeigt sich das sonst so starre Bildungssystem flexibel: Auch angehende Realschul- und Gymnasiallehrer dürfen in die Volksschulen. Die Verträge der Lehrer sind bis 2019 befristet und sollen Perspektive auf eine Festanstellung bieten.

Dass nicht genügend Pädagogen da sind, weil einige sich ohne Aussichten auf Anstellung beim Staat andere Jobs gesucht haben, sorgt den Kultusminister nicht: "Wir werden die Wartelisten abräumen und nächstes Jahr kommen die neuen Absolventen", sagt er der SZ. Außerdem sollen mit zehn Millionen Euro für Honorarkräfte wie Dolmetscher oder Psychologen auch pensionierte Lehrer beschäftigt werden, die beim Sprachunterricht unterstützen. "Es werden alle geholt", sagt Spaenle. Zusätzlich sollen private Sprachlehrer einbezogen werden, um die Schulen zu entlasten. Genau das bereitet den Verbänden Sorge. "Bildung ist staatliche Aufgabe, die Qualität darf nicht leiden", sagt Max Schmidt, der Vorsitzende des Philologenverbands.

Schulvorbereitendes System soll Talente von Flüchtlingen erkennen

Verwaltet wird das Budget von den Bezirksregierungen, das letzte Wort hat bei aller Flexibilität das Ministerium, genauer: die Stabsstelle. So eine Taskforce forderten Opposition und Verbände immer wieder. Zum Schuljahresbeginn gab der Kultusminister dann bekannt, dass es diese schon lange gebe. Für 25 Millionen Euro sollen die Übergangsklassen an den Grund-, Mittel- und Berufsschulen ausgebaut werden. Gerade das zweijährige Berufsintegrationsprogramm an den Berufsschulen war zuletzt in der Kritik: Nur ein Drittel aller 16- bis 21-jährigen Flüchtlinge bekommt einen Platz. Die Relation dürfte sich kaum ändern. Alle anderen sollen wenigstens von den Sprachkursen profitieren, sagt Spaenle. Ein Kurs habe zwar ein anderes Niveau als Unterricht, sei aber besser als nichts.

Um möglichst früh die Talente der Asylsuchenden zu erkennen, will Spaenle ein schulvorbereitendes System aufbauen. So sollen die fitteren Flüchtlinge rasch auf Realschulen und Gymnasien verteilt werden. Bisher lernen die allermeisten an Volks- und Berufsschulen. Drei Millionen Euro sind für die weiterführenden Schulen vorgesehen. Außerdem könnten Scouts aus der Wirtschaft und von der Agentur für Arbeit Talente für den Ausbildungsmarkt suchen. Die Handwerkskammer mache das bereits an den Berufsschulen, sagt Spaenle. Wie genau Geld, Stellen und Sprachkurse eingesetzt werden könnten, das muss die Stabsstelle erst noch erarbeiten.

So milde sich die Verbände gerade äußern, ihre Skepsis bleibt bestehen, denn noch kam nichts bei den Schulen an. "Wir erwarten vom Kultusministerium, den Regierungen und der Schulverwaltung sinnvolle, pragmatische und kreative Lösungen", sagt Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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