Unter Bayern:Wie man etwas herbeibetet

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In der Gnadenkapelle in Altötting wird viel gebetet, mit oder ohne Kreuz. Da ist nach Überzeugung der Pilger schon so manche Krankheit weggebetet worden. Oder ein gutes Examen herbei. (Foto: Sebastian Beck)

Manche Dinge kann man kaufen und Fertigkeiten erlernen. Wer aber gläubig ist, für den tun sich noch ganz andere Möglichkeiten auf.

Glosse von Katja Auer

Um Dinge zu erlangen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Profane Sachen, ein Rettichschneider etwa, lassen sich käuflich erwerben, gelegentlich bekommt man so etwas auch geschenkt oder gewinnt es am Pfarrfest bei der Tombola.

Fertigkeiten wie das Klarinettespielen, das Degenfechten oder das Herstellen einer perfekten Dampfnudel lassen sich erlernen, da kommt es auf die Übung an, den Fleiß und möglicherweise auch auf ein bisschen Talent. Ebenso ist es bei der schulischen und beruflichen Karriere, Begabung schadet nichts, aber am Ende müssen Zeugnisse und Abschlüsse eben doch erarbeitet werden. Wobei auch schon von Doktortiteln zu hören war, die offenbar ohne größere geistige Eigenleistung des Doktoranden errungen worden sein sollen, aber diese Methoden sollen freilich nicht als legitime Möglichkeit gelten, an ein Ziel zu gelangen.

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Zumal es auch nicht oft so funktionieren dürfte, die ewige Glückseligkeit etwa lässt sich mutmaßlich weder kaufen noch von jemand anderem abschreiben. Aber das ist ein spezieller Fall, der angesichts seiner Tragweite eine eigene Behandlung zu gegebenem Zeitpunkt erfordert.

Dennoch, wer gläubig ist, dem tun sich noch andere Wege auf, da lassen sich Dinge nicht nur erkaufen oder Fertigkeiten erlernen, sondern auch - erbeten. Ja genau, die Methode etwa, den heiligen Antonius um Unterstützung bei der Suche nach verlorengegangenen Sachen zu bemühen, wird in katholisch geprägten Kreisen mit hoher Erfolgsquote beworben.

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch pilgern zur Seligen Irmingard auf die Fraueninsel, wer gleich mehrere Anliegen hat, fährt am Besten nach Vierzehnheiligen, da wird sich schon der passende Nothelfer finden. Und um Probleme aller Art kümmert sich eh die Muttergottes in Altötting, da wurden schon zahllose Krankheiten, Viehseuchen und Unwetter weg- und Unterstützung in allen Lebenslagen herbeigebetet.

Wer nun aber derart auf die Fürsprache der Heiligen vertraut, der mag freilich dem menschlichen Anteil am Schicksal gar nicht mehr so viel Bedeutung beimessen. Das schmälert demzufolge die Anerkennung. So erging es dereinst einem jungen Theologen, der stolz daheim das bestandene Examen präsentieren wollte. Ein Diplom, sehr gute Noten nach all den Studienjahren, da hatte er ein dickes Lob erwartet. Aber nichts dergleichen, die Mutter war kaum überrascht. Wisse sie schon, sagte sie lapidar, "hob i Dir derbett".

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