Beliebte Urlaubsländer:Und ewig lockt Italien

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Das Land wo die Zitronen blühen (oder die Orangen, wie hier in Sizilien): Italien ist bei den Bayern weiter beliebtestes Urlaubsziel. (Foto: Zane - Fotolia)

Die Bayern sind ein reiselustiges Volk: Im Jahr 2013 haben 81 Prozent von ihnen Urlaub im Ausland gemacht, mehr als alle anderen Deutschen. Am beliebtesten sind die Mittelmeerländer. Aber auch im Inland haben die Bayern eine klare Vorliebe.

Von Ralf Scharnitzky

Sie leben in einer der schönsten Regionen der Welt. Sie wohnen, wo andere Urlaub machen - wie es Makler blumig formulieren, wenn sie ihre Wohnungen und Häuser für teures Geld verkaufen wollen. Aber trotzdem: Die Bayern sind mehr in aller Herren Länder unterwegs als alle anderen Deutschen.

81 Prozent haben im vergangenen Jahr eine Reise ins Ausland unternommen. Sie liegen damit klar vor den Baden-Württembergern und den Nordrhein-Westfalen. Im Bundesdurchschnitt verbringen nur zwei Drittel der Bürger ihren Urlaub im Ausland. Und: Für 2014 zeigen die Bayern eine noch größere Reiselust als der Rest der Republik.

69 Millionen Urlaubsreisen haben die Deutschen im vergangenen Jahr unternommen. Dafür haben sie etwa 64 Milliarden Euro investiert. Nicht berücksichtigt sind dabei Kurzreisen oder Reisen ohne Urlaubscharakter. Die Bayern sind mit der stattlichen Zahl von zehn Millionen Urlaubsreisen und Ausgaben von 9,5 Milliarden Euro dabei, weiß Martin Lohmann. Der Diplom-Psychologe ist Berater für die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), die alljährlich eine bundesdeutsche Reiseanalyse erstellt.

Italien liegt an der Spitze

Für die Reisemesse Free, die am kommenden Mittwoch in München beginnt, hat der Kieler Professor aus dieser Analyse die bayerischen Daten gefiltert, um "Urlaubsreisen und Urlaubsreisepläne der Bayern" darzustellen. Am plakativsten bei den Ergebnissen der Studie ist wohl die Hitparade der Ziele im vergangenen Jahr: Italien, Österreich, Türkei, Spanien, Kroatien und Griechenland. Wobei Italien mit 18,3 Prozent deutlich an der Spitze und Griechenland mit 2,1 Prozent deutlich am Ende liegt. Die Werte der anderen Länder liegen zwischen zehn und fünf Prozent.

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Kroatien hat sich zum Ziel gesetzt, auf der Hitliste nach oben zu klettern. Deshalb ist das Neu-EU-Land in diesem Jahr auf der Free als "Partnerland" ganz groß vertreten. "Bayern ist für uns der Markt Nummer eins", sagt Mato Radic von der kroatischen Tourismus-Zentrale in Frankfurt am Dienstag in München.

Winnetous Landschaften

Etwa 600 000 Urlauber aus dem Freistaat werden im Jahr in dem Mittelmeerstaat gezählt. Und neben der Adria sind für viele Urlauber die Berge im Hinterland ein großer Anziehungspunkt: Nicht nur wegen der Wanderwege, auch weil in der zerklüfteten Landschaft mit Wasserfällen und tief eingeschnittenen Flussläufen vor Jahrzehnten die in Deutschland berühmten Winnetou-Filme gedreht wurden. Die Tourismusbehörden in Kroatien haben eine Qualitätsoffensive gestartet: "Wir wollen immer besser werden, um noch mehr Bayern zu uns zu locken", sagt Romeo Draghiocchio von der Münchner Tourismuszentrale.

Auch Spanien will sich wieder stärker in Erinnerung bringen. Das EU-Krisenland ist deshalb mit einem Stand auf die Reisemesse zurückgekehrt. Die Konkurrenz aus dem anderen Krisenstaat Griechenland, das verstärkt auf den Tourismus setzen will, verzichtet erneut auf eine Teilnahme.

Doch die FUR-Tourismusforscher haben nicht nur eine Hitliste erstellt. Sie sind dem Urlaubsverhalten der Bayern noch tiefer auf den Grund gegangen. So variiert die Hit-Parade der Länder je nach der Urlaubsart - also nach dem, was der Bayer am seinem Urlaubsort vorhat. So wollen gut 40 Prozent einen Strand-, Bade- und Sonnen-Urlaub und knapp ein Drittel will sich vor allem ausruhen. Diese Bayern wird man eher in Italien und Spanien finden.

Die Aktiv- und Erlebnis-Urlauber dürften eher ins etwas wildere Kroatien und in die Berge Österreichs reisen. Familien-Ferien, die bei 22 Prozent der Bayern im vergangenen Jahr angesagt waren, verteilen sich wohl ziemlich gleichmäßig auf die nahen und deshalb schneller zu erreichenden Mittelmeerländer und die Alpenrepublik.

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub: Mehr als drei Viertel der Bayern haben sich bereits gedanklich mit ihren Urlaubsreisen in diesem Jahr beschäftigt - nach den Untersuchungen Lohmanns, der in Kiel das Institut für Tourismus- und Bäderforschung leitet. "In Deutschland wird die touristische Nachfrage seit Jahrzehnten durch den hohen Stellenwert, den Urlaubsreisen im Vergleich zu anderen Konsumbereichen haben, gestützt. Das gilt auch für die Bayern", sagt Lohmann.

Inländisches Ziel: Bayern

27 Prozent der Bayern wollen 2014 mehr Reisen unternehmen als im Vorjahr. Das wollen nur ein Viertel aller Deutschen. Nur 16 Prozent der Bewohner des Freistaats wollen weniger verreisen. 29 Prozent wollen mehr Geld für Reisen ausgeben, 19 Prozent weniger. Die Tourismusforscher glauben auch, dass sich die Hitliste in diesem Jahr ein wenig ändern wird: Spanien dürfte die Türkei vom dritten Platz verdrängen. Der klassische Badeurlaub wird weiterhin an der Spitze liegen. Aufholen werden allerdings aktivere Urlaubsformen wie Wandern und Radeln - hier ist das Interesse der Bayern überdurchschnittlich.

Und was ist eigentlich mit dem knapp einen Fünftel der Bayern, die im Inland bleiben? Die zieht es ins schwäbische Nachbarland und in die Nord- und Ostsee-Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die Mehrheit weiß aber ihre Heimat zu schätzen und macht Urlaub in Bayern.

© SZ vom 14.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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