Behördenfehler:Aschaffenburger Polizei vergisst Leiche in Wohnung - für zwölf Tage

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  • Schuld sei ein Missverständnis zwischen Polizei und Stadtverwaltung, sagte ein Sprecher der Polizei.
  • Erst als die Nichte des Verstorbenen nach einem Grab sucht, fällt der Fehler auf.

Von Olaf Przybilla, Aschaffenburg

Die Polizei hat einen Leichnam zwölf Tage lang in einer Wohnung in Aschaffenburg liegen lassen, nachdem dieser von Rettungskräften bereits aufgefunden worden war. Der Grund sei ein Missverständnis zwischen der Polizei und der Verwaltung der Stadt Aschaffenburg gewesen, erklärte ein Polizeisprecher. Man habe zunächst die Angehörigen des Verstorbenen ermitteln wollen. Nachdem dies nicht gelungen war, habe man Mitarbeiter der Stadtverwaltung über den Tod des 73-Jährigen unterrichtet.

Diese gingen in der Folge davon aus, dass der Leichnam, wie in solchen Fällen üblich, zwischenzeitlich zum Friedhof gebracht worden ist. So sei es zu einem "nicht entschuldbaren Missverständnis" gekommen. Erst hartnäckige Nachfragen einer Nichte, die über den Tod ihres Onkels nicht informiert worden war, führten dazu, dass die Leiche aus der Wohnung geborgen wurde.

Die Polizei bestätigte damit einen Bericht des Aschaffenburger Main Echos. Dieses hatte berichtet, dass Nachbarn sich kurz vor Pfingsten um den allein lebenden Rentner gesorgt und Rettungskräfte verständigt hatten. Diese öffneten die Wohnung und fanden den 73-Jährigen leblos in der Küche. Dass die Leiche anschließend in der Wohnung vergessen wurde, brachte erst der Besuch einer Nichte neun Tage später zutage.

Wie der Fehler auffiel

Weil die Frau ihren Onkel telefonisch nicht erreichen konnte, hatte sie die Wohnung aufgesucht, musste aber feststellen, dass das Schloss der Tür ausgetauscht worden war. Nachbarn informierten sie, ihr Onkel sei gestorben und bereits beerdigt. Ein Grab konnte die Frau aber nicht finden, auch Friedhofsmitarbeiter waren ratlos. Die Polizei gab ihr den Rat, sie solle nach dem Wochenende bei der Stadt Aschaffenburg nachfragen. Diese nannte der Frau zunächst einen Friedhof, auf dem ihr Onkel beerdigt sei. Erst als die Frau insistierte, wurde die Wohnung des Verstorbenen erneut geöffnet.

Die Polizei erklärt, man habe - weil der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist - keine polizeilichen Ermittlungen eingeleitet. Allerdings habe man versucht, Angehörige des Mannes zu ermitteln und sei davon ausgegangen, dies rasch zu schaffen. Deshalb habe man den Mann in der Wohnung belassen, um Angehörige über die Modalitäten der Bestattung entscheiden zu lassen.

Als keine Angehörigen ermittelt werden konnten, haben man am nächsten Morgen die Stadt verständigt. Bei der Übergabe des Wohnungsschlüssels sei es dann offenbar zu einem "mehr als bedauerlichen Kommunikationsfehler" über den "Verbleibeort des Verstorbenen" gekommen. Der Mitarbeiter der Stadt war nach dem Gespräch davon ausgegangen, die Polizei habe veranlasst, die Leiche auf den Aschaffenburger Waldfriedhof zu bringen. Dies sei allerdings nicht geschehen. "Aus jetziger Sicht und auch aus Gründen der Pietät fälschlicherweise", wie die Polizei zerknirscht einräumt.

Das Polizeipräsidium Unterfranken drückte den Angehörigen am Mittwoch "tiefes Mitgefühl und Beileid" aus. Man bedauere den Fehler außerordentlich und werde den Vorfall "nachbereiten", um zu verhindern, dass sich dergleichen noch einmal wiederhole.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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