Bayernpartei wirbt um Scharnagl:Weil Bayern es alleine kann

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Auch so kann ein Wahlplakat der Bayernpartei aussehen: Souveränität durch Provokation - "Bayern loswerden". (Foto: dpa)

CSU-Veteran Wilfried Scharnagl will mit der Bayernpartei nichts zu tun haben. Das kümmert die Patrioten aber nicht wirklich, sie spannen ihn einfach trotzdem für ihren Wahlkampf ein.

Von Hans Holzhaider

Vorstellen, du liebe Zeit, was könnten wir uns nicht alles vorstellen! Christian Ude könnte sich vorstellen, dass er bayerischer Ministerpräsident wird, und Markus Söder könnte sich das sogar sehr gut vorstellen. Horst Seehofer könnte sich vorstellen, dass die CSU in Bayern wieder allein regieren kann. Es gibt Leute, die können sich vorstellen, dass 1860 München wieder in die Bundesliga aufsteigt, und wieder andere, die sich vorstellen könnten, dass Bayern die Zugehörigkeit zur Bundesrepublik Deutschland aufkündigt und wieder ein souveräner Staat wird.

Wilfried Scharnagl zum Beispiel, der kann sich das ohne weiteres vorstellen. Letztes Jahr hat er ein Buch geschrieben: "Bayern kann es auch allein. Plädoyer für den eigenen Staat", was insofern überraschte, als Scharnagl, das einstige alter ego von Franz Josef Strauß, in der CSU doch nach wie vor großes Ansehen genießt und die CSU als solche sich zwar viel vorstellen kann, aber keine Loslösung vom Bund.

Hin- und hergerissen in der Bayernpartei

Die Bayernpartei (BP) dagegen hat sich das souveräne Bayern von jeher auf die Fahne geschrieben, aber leider hat es nie zu einer regierungsfähigen Mehrheit gelangt. Als Scharnagls Buch erschien, waren sie in der Bayernpartei deshalb hin- und hergerissen.

Einerseits fanden sie es ganz toll, dass so einer wie Scharnagl jetzt sozusagen ihre Fahne schwingt, andererseits fürchteten sie um ihr Alleinstellungsmerkmal. Deshalb schrieb der BP-Vorsitzende Florian Weber auch gleich einen offenen Brief an Wilfried Scharnagl mit der Aufforderung, er möge die CSU verlassen und sich "der einzigen wirklich patriotischen Partei in Bayern anschließen: der Bayernpartei".

Scharnagl hat nicht einmal geantwortet. Dafür macht die Bayernpartei jetzt auf ihren Plakaten Werbung mit dem leicht abgewandelten Scharnagl-Titel: "Weil Bayern es auch allein kann". Im letzten November hat die Bayernpartei eine Umfrage in Auftrag gegeben, bei der herauskam, dass sich 18 Prozent der bayerischen Wähler vorstellen könnten, die Bayernpartei zu wählen. Bei den CSU-Wählern waren es sogar 20 Prozent. Aber wie gesagt, was kann man sich nicht alles vorstellen. Wahrscheinlich wird doch eher 1860 in die Bundesliga aufsteigen, als dass die Bayernpartei die Fünf-Prozent-Hürde überspringt.

© SZ vom 01.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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