Bayernpartei bei der Landtagswahl:Deutscher Meister im Plakatekleben

Lesezeit: 1 min

Deutscher Meister im Plakatekleben: Die Bayernpartei. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Ihr Untergang wurde schon unzählige Male prophezeit, doch immer wieder beweist die Bayernpartei das Gegenteil: Nach der Landtagswahl liegt die Partei gleichauf mit der Linken und vor ÖDP oder Piraten. Die Partei hat sich nicht nur als Meister im Plakatekleben erwiesen - sie punktet auch mit gewieftem Personal.

Von Hans Kratzer

Keine Partei wurde so oft totgesagt wie sie, aber die Bayernpartei (BP) steht immer wieder kraftvoll auf. Auch bei der Landtagswahl am Sonntag hat sie aufhorchen lassen. Nach dem Sprung von 1,1 (2008) auf 2,1 Prozent liegt die Partei gleichauf mit der Linken, aber vor ÖDP, Piraten und dem Rest der Kleinparteien. Selbst der Bayerische Rundfunk hielt die Bayernpartei für mausetot, weshalb er sie bei der Vermeldung des Endergebnisses trotz ihrer fast 250.000 Stimmen ignoriert hat.

Dabei bot die Partei im Wahlkampf durchaus mehr als Alp-Öhis und Wurzelseppen, die reaktionäres Zeug von sich geben. Eine Augenfreude wie Regina Schropp aus Huglfing, die mit einem weiß-blauen Dirndl allerliebst von den Wahlplakaten herunterlächelte, erzielte mit 6,3 Prozent das beste BP-Ergebnis in Oberbayern.

Endgültig vorbei sind also jene Zeiten, in denen die Parteiführer die Bauernburschen warnten, nur ja nicht mit "großstädtisch geschminkten Weibsen mit lackierten Fingernägeln und wasserstoffoxydierten Haaren" anzubandeln.

Alle Ergebnisse im Detail
:So hat Bayern gewählt

Bayerns politische Landkarte ist tiefschwarz - nur in München-Milbertshofen hat die SPD einen Stimmkreis erobert. Die interaktive Grafik der SZ zeigt die Hochburgen der Parteien, Statistik-Details und wo die meisten Menschen zur Wahl gegangen sind.

Überhaupt erwies sich die Bayernpartei im Wahlkampf als deutscher Meister im Plakatekleben. Bis in den hintersten Tann prangten die Aushänge, die mit der Ästhetik der Nachkriegsära garniert waren. Die Fünfzigerjahre waren halt die große Zeit der Bayernpartei, in der sie die CSU in die Opposition schickte und mit hagelbucherner Attitüde die Nation erschreckte - indem etwa der waidlerische Abgeordnete Ludwig Volkholz mit genagelten Schuhen in den Plenarsaal stürmte.

In diesen bewegten Zeiten wurde der Traktorenfabrikantensohn Peter Fendt aus Marktoberdorf geboren, der den größten BP-Triumph bei der Landtagswahl 2013 eingefahren hat. In Marktoberdorf gaben ihm mehr als 20 Prozent der Wähler ihre Stimme, er landete weit vor SPD, Grünen und Freien Wählern.

Fendt ist vielseitig begabt, er entwickelte das erste Fahrrad ohne Kette und einen Kinderwagen mit Treppensteighilfe. Von seiner Gewieftheit hat sich die Bayernpartei einiges abgeschaut. Ihr politisches Ziel, ein freies Bayern, zelebriert sie im Netz phasenweise virtuos. Vor Jahren tauchte beispielsweise unter der Adresse "www.csu-oberbayern.de" die Bayernpartei auf. Die CSU hatte total verschlafen, sich die Adresse zu sichern.

© SZ vom 18.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: