Robuste Baumart:Die "Schöne Else" soll Bayerns Wäldern in der Klimakrise helfen

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Die Elsbeere, Sorbus torminalis, die im Volksmund auch "Schöne Else" genannt wird, ist ein Rosengewächs. Ihre Beeren sind bei Vögeln sehr beliebt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Baumart Elsbeere kommt bisher selten im Freistaat vor. Dabei ist sie sehr tolerant gegen Trockenheit, verträgt Sommerhitze und widersteht Frösten. Südlich von München haben die Staatsforsten jetzt eine Plantage angelegt.

Von Christian Sebald

Die Elsbeere oder Sorbus torminalis ist ein absoluter Exot unter den heimischen Baumarten. "Wenn es hochkommt, stehen ein paar Hunderttausend Exemplare in den Laubmischwäldern auf der Fränkischen Platte, im Frankenjura und im oberbayerischen Fünf-Seenland", sagt der Forstwissenschaftler und langjährige Chef der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Olaf Schmidt. Er ist einer der besten Kenner der Wälder in Bayern. "Im Vergleich zu den Buchen oder Eichen in Bayern ist ihr Anteil praktisch nicht messbar."

In Zukunft könnte die Elsbeere freilich eine sehr viel größere Rolle in den Wäldern im Freistaat spielen. Der Grund: Sie kommt sehr gut mit Trockenheit zurecht, verträgt viel Wärme, außerdem widersteht sie auch Frösten. Das sind wichtige Eigenschaften in Zeiten der Klimakrise. Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und das Amt für Waldgenetik haben jetzt im Garatshauser Wald im Süden von München in einer Plantage 560 besonders hochwertige Elsbeeren zur Saatgutgewinnung angepflanzt - damit die Förster in Bayern perspektivisch mehr Elsbeeren in die Wälder einbringen können.

"Ihre Toleranz gegen Trockenheit und Sommerhitze macht die Elsbeere zu einem wichtigen Baustein für den Waldumbau", sagt ein BaySF-Sprecher. "Grundsätzlich ist es unser Ziel, dass unsere Wälder aus mindestens vier Baumarten bestehen sollen." Tanne, Eiche und Buche als die am meisten verbreiteten heimischen Baumarten, die mit der Klimakrise vergleichsweise gut zurechtkommen, haben dabei den Vorrang. "Wir setzen aber auch auf ältere und aktuell eher seltene Baumarten", sagt der Sprecher. Wie die Elsbeere.

Sorbus torminalis, die im Volksmund auch "Schöne Else" genannt wird, ist ein Rosengewächs. Sie wird um die 20 bis 25 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt. Ihr Laubwerk ähnelt dem des Ahorns, es verfärbt sich im Herbst gelb, orange und sogar tiefrot. Im Frühling trägt sie üppige weiße Blüten, die gerne von Bienen und anderen Nektar saugenden Insekten aufgesucht werden. Ihre unscheinbaren rotbraunen Beeren sind bei Vögeln sehr beliebt, sie lassen sich auch zu Marmelade, Saft oder Gelee verarbeiten. Außerdem kann man einen feinen Schnaps aus ihnen brennen. In der Volksmedizin werden die Beeren gegen Durchfälle eingesetzt. Deshalb ist die Elsbeere auch als "Ruhrbaum" bekannt.

"Das mit Abstand teuerste heimische Holz"

Das Holz ähnelt dem des Birnbaums. "Es ist sehr hart und hochwertig und das mit Abstand teuerste heimische Holz", sagt der Experte Schmidt. "Es wird zum Beispiel für hochwertige Vertäfelungen für Konferenzsäle oder ICE-Züge verwendet." Aber auch im Instrumentenbau kommt es zum Einsatz, Blockflöten zum Beispiel werden oft aus Elsbeeren-Holz angefertigt. Junge Elsbeeren haben eine glatte graue Rinde, die Borke älterer Exemplare ist dunkelbraun und längsrissig.

Und warum ist die Elsbeere bisher so selten? "Sie ist sehr konkurrenzschwach", sagt Schmidt. "Das heißt, die jungen Elsbeeren können sich in den Wäldern nur sehr schwer gegen andere Baumarten durchsetzen." Vor allem gegen die extrem wuchsstarke Buche kommen sie kaum an, die nicht ohne Grund die häufigste heimische Laubbaumart ist. "Außerdem haben sie Förster und Waldbesitzer lange Zeit nicht wirklich geschätzt", sagt Schmidt. "Sie haben wenig dafür getan, dass sie öfter vorkommt."

Das ändert sich nun. 2018 haben die BaySF bayernweit ungefähr zehn Hektar Neukulturen mit 30 000 kleinen Elsbeeren angelegt. Vergangenes Jahr waren es schon 30 Hektar mit etwa 90 000 Jungpflanzen. "Im Vergleich zum Beispiel zur Eiche ist das zwar immer noch relativ wenig - hier hatten wir zuletzt 160 Hektar Anpflanzungen mit einer Million Pflanzen und noch einmal 130 Hektar Saaten", sagt der Sprecher. "Aber das liegt auch daran, dass wir bisher so wenig Erntebestände bei der Elsbeere hatten." Die neue Plantage im Garatshauser Wald wird da Abhilfe schaffen.

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