Strahlende Sieger sehen anders aus. Natascha Kohnen ist zwar als Gewinnerin aus der Mitgliederbefragung der bayerischen SPD hervorgegangen. Damit wird sie auf dem Parteitag in einer Woche so gut wie sicher zur Nachfolgerin von Landeschef Florian Pronold gewählt. Ihr Start hätte aber kaum unglücklicher ausfallen können.
Denn die Bayern-SPD hat die Befragung der Basis auf ganz eigene Weise genutzt und der Öffentlichkeit vorgeführt, was sie ist: eine zerstrittene Funktionärspartei, aber keinesfalls eine Volkspartei.
Das Erstaunlichste an der Riege aus sechs zumeist unbekannten Kandidaten war, wer sich alles für fähig hielt, den Landesverband zu führen. Jene Sozialdemokraten, die in Bayern erfolgreich Politik machen, hatten sich vor der Verantwortung gedrückt und abgewinkt: Ulrich Maly, Dieter Reiter, Thomas Jung, Jürgen Dupper - allesamt Oberbürgermeister und erfahrene Pragmatiker. So blieben fast nur Kandidaten aus der zweiten Reihe übrig, aus denen die langjährige Generalsekretärin Kohnen weit herausragte. Sie ist eine umgängliche und strategisch denkende Politikerin, die als SPD-Generalsekretärin aber nicht besonders auffiel. Was sie konkret anders als der unbeliebte Pronold machen will, ist noch unklar. Ihr unterlegener Gegner Florian von Brunn attestierte ihr, dass sie als SPD-Generalsekretärin nicht auf Augenhöhe mit Andreas Scheuer von der CSU agiere. Damit lieferte er den Schwarzen ein schönes Stichwort für den Wahlkampf.