Mitten in Landshut:Wenn Schafe den Spaß am Schafkopfen verderben

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Schafkopf ist eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns. (Foto: dpa)

Kartenspiele, eine Freizeitgaudi? Von wegen. Manchmal wird das Hobby zum Ärgernis - erst recht, wenn einem Tiere in die Quere kommen, wie ein Mann aus dem Landkreis Landshut erleben musste.

Glosse von Maximilian Gerl

Beim Karteln hat die Gaudi schon mal ein Loch. Kartenspiele, ein Freizeitspaß? Von wegen! Mit dem Lustigen ist es schnell vorbei, wenn es nicht so läuft wie erhofft. Wer das nicht glaubt, hat noch nie beim Watten über des Gegners Maxi geflucht; hat noch nie beim Neunerln mit jeder zu ziehenden Karte den Blutdruck nach oben geschraubt; hat noch nie beim Schafkopfen ein Ansagen mit ahnungsvollem Untergangsstöhnen quittiert. Nein, ein Kartenspiel kann manchmal heiliger Ernst sein, selbst wenn es um gar nix geht.

Wie müssen da die Emotionen aufkochen, wenn es um mehr als nix geht. Auch jenem Schafkopfspieler, der sich neulich im Landkreis Landshut um den Sieg gebracht sah, platzte darüber die (symbolische) Hutschnur. Dabei hatte das Spiel noch nicht einmal angefangen. Denn die Autofahrt zu einem Schafkopfturnier - so vermerkt es ein Polizeibericht vom Dienstag - unterbrach in Westendorf ein unvorhergesehener Zwischenstopp: Ein Schäfer führte seine Tiere über die Straße. Erst als der letzte Schafskopf samt Körper und Beinen die Fahrbahn verlassen hatte, konnte der Mann weiterfahren. Zu spät.

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"Durch die Verzögerung von 30 Minuten war dem Mann die Teilnahme an dem Schafkopfturnier nicht mehr möglich, obwohl er nach eigenen Angaben ein Anwärter auf das Preisgeld von 350 Euro gewesen wäre", heißt es wenig mitfühlend im Bericht.

Wer Schafkopfrunden kennt, ahnt, dass der ausgebremste Sieger künftig wohl einige Kommentare wird aushalten müssen - und sei es nur die Frage, ob er nach so viel Schaf noch Bock auf eine Partie verspüre. Für Spott braucht eben nicht zu sorgen, wer den Schaden hat. Auch die Polizei war dem Mann keine Hilfe. Er konnte ihr den turniervorentscheidenden Vorfall zwar anzeigen, die Beamten sahen aber keine Handhabe. Sie verwiesen ihn stattdessen aufs Zivilrecht. Eine Klage auf Schadenersatz dürfte jedoch mangels Beweis-Trümpfen ein eher aussichtsloser Versuch werden, das Blatt zu wenden.

Und jetzt? Als Zuschauer redet es sich von der Seite immer leicht daher. Aber vielleicht hilft in dem Fall nur, wie so oft, wenn die Karten nicht recht wollen: wegschmeißen, durchschnaufen und auf mehr Glück im nächsten Anlauf hoffen. Auch wenn das Ganze gerade überhaupt keinen Spaß macht.

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