Landwirte entdecken immer mal wieder entkräftete oder gar verletzte Vögel auf ihren Feldern. Die meisten holen dann Ehrenamtliche des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) herbei, damit die sich um die Tiere kümmern. So ist es auch am Freitag geschehen, als ein Bauer auf einem Stoppelfeld nahe Neumarkt in der Oberpfalz einen großen weißen Vogel antraf, der dort offenkundig notgelandet war.
Als die Vogelkundler eintrafen, war die Überraschung riesengroß. Bei dem Vogel handelte es sich um einen Basstölpel. Die Meeres- und Küstenvögel kommen normalerweise auf Festland überhaupt nicht vor. In Deutschland brüten sie nur auf der Insel Helgoland. In Bayern gibt es bislang nur vier Nachweise.
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"Wir haben nicht schlecht gestaunt", sagt Ferdinand Baer von der Vogelstation in Regenstauf, wo der Meeresvogel inzwischen aufgepäppelt wird. "Basstölpel können auf der Suche nach Fisch mehrere Hundert Kilometer am Tag zurücklegen. Aber immer nur über dem Meer oder an Küsten entlang." Die Meeresvögel sind sehr beeindruckend. Allein schon wegen ihrer bis zu 1,80 Meter Flügelspannweite. Außerdem bilden sie große Kolonien, in denen mehrere Tausend Brutpaare ihr jeweiliges Junges aufziehen. Die Kolonien legen sie auf steilen Felsinseln vor dem Festland an. Basstölpel sind zudem eher zutraulich und wenig menschenscheu. Das ist der Grund, warum sie "Tölpel" heißen. Sie lassen sich nämlich leicht einfangen. Früher bereicherten sie den eher kargen Speisezettel der Seeleute.
Wie genau der Basstölpel in die Oberpfalz gelangt ist, ist ein Rätsel. Eine Möglichkeit ist laut LBV, dass er durch die Gewitter und Stürme der vergangenen Tage nach Bayern geweht worden ist. Fest steht nur, dass er nicht aus einem Zoo stammt und auch nicht anderswo in einer Voliere gehalten worden ist. "Denn er trägt keinen Ring und ist nicht gechipt", sagt Baer. "Und in den fünf Zoos, die in Europa Basstölpel halten, fehlt auch keiner." In Regenstauf soll der Vogel nun so lange aufgepäppelt werden, bis er wieder sein Normalgewicht von drei Kilo erreicht hat. Die Makrelen, die ihm Baer und seine Helfer anbieten, nimmt er bereitwillig an. Voraussichtlich Anfang August geht es dann an die Nordsee, wo er freigelassen wird.