Tiere:Störche im Schnee

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So leicht frieren Weißstörche nicht. Bei Kälte können die Vögel ihr dickes Gefieder stark aufplustern. Das ist wie eine Daunenjacke, heißt es vom Landesbund für Vogelschutz. (Foto: Ralph Sturm/LBV Bildarchiv)

Auch dieses Jahr überwintern wieder ungefähr 300 Weißstörche in Bayern - die Kälte macht ihnen nichts aus.

Von Christian Sebald, Hilpoltstein

Wer aufmerksam durch Bayern fährt, kann beinahe überall Störche beobachten. Vor allem auf feuchten Wiesen und in Mooren staksen die langbeinigen, großen weiß gefiederten Vögel mit den schwarzen Schwungfedern und den spitzen roten Schnäbeln herum und suchen nach Mäusen, Fröschen und anderen kleinen Beutetieren. Und zwar sogar jetzt, mitten im Dezember, wo vielerorts der erste Schnee liegt. Oda Wieding, die Storchen-Expertin des Landesbunds für Vogelschutz, geht davon aus, dass dieses Jahr mindestens 300 Störche in Bayern überwintern. Das ist erstaunlich. Denn Störche sind Zugvögel. Im Dezember halten sie sich eigentlich längst im subsaharischen Afrika auf. So jedenfalls hat man es in der Schule gelernt.

Das stimmt natürlich nach wie vor. Die meisten bayerischen Störche tummeln sich jetzt in Afrika. Aber es gibt eben auch immer mehr Störche, die hier bleiben. Das hat zwei Gründe. "Der wichtigste ist, dass es bis in die Neunzigerjahre in der Schweiz, im Elsass und in Baden-Württemberg Wiederansiedlungsprojekte mit Störchen gab, die bis zur Geschlechtsreife in Käfigen gehalten wurden", sagt Wieding. "Damit wollte man vermeiden, dass die Jungvögel auf dem Flug ins Winterquartier umkommen." Diese Störche hätten sich schlichtweg daran gewöhnt, im Winter hier zu bleiben, und das neue Verhalten später an ihre Geschlechtspartner und Nachkommen weitergegeben.

Der andere Grund hat mit der Klimakrise zu tun. Weil die Winter in Europa immer milder werden, sparen sich viele Störche inzwischen den weiten Flug nach Afrika und fliegen nur noch nach Spanien, ins französische Rhône-Delta oder andere Mittelmeer-Regionen. "Bis dorthin brauchen sie aber nur ein paar Tage", sagt Wieding. "Deshalb brechen viele immer später auf und etliche fliegen sogar nur noch ab, wenn die Witterung richtig ungünstig wird."

Zumal Störche mit dem hiesigen Winterwetter gut zurechtkommen. Sie haben ein dickes Gefieder, das sie stark aufplustern können. Die Luftpolster in den aufgestellten Federn schützen die Vögel sehr gut vor Kälte. "Die Störche haben sozusagen immer eine Daunenjacke dabei", sagt Wieding. Die Futtersuche ist ebenfalls kein Problem. "Denn auch im Winter gibt es genug offene Gewässer mit Fischlein oder Kompostanlage mit Mäusen und anderem kleinen Getier", sagt Wieding. Und sollte es doch zu unwirtlich werden, kann so ein Storch ja immer noch ab ans Mittelmeer fliegen.

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