Natur in Bayern:Hier kommt die Maus

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Es gibt sie doch noch: Die Bayerische Kurzohrmaus in einer Lebensfalle. (Foto: David Stille/dpa/Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Die Wiederentdeckung der Bayerischen Kurzohrmaus löste ein großes Echo aus. "Microtus bavaricus" ist nicht nur selten, sondern auch echt bayerisch. Die Löwen auf dem Staatswappen sollten sich vorsehen.

Glosse von Maximilian Gerl

Für ein kleines Tier war die Resonanz riesengroß. Einen "Sensationsfund" vermeldeten Medien bundesweit, der Bayerische Rundfunk titelte gar, das einzige "bayerische" Säugetier sei wiederentdeckt worden. Gewaltig also war das Echo, das kürzlich über Bayern hinaus hallte - gewaltig angemessen. Schließlich galt die Bayerische Kurzohrmaus hierzulande als verschollen, trotz ihres Namens. Seit ihrer Entdeckung 1962 bei Garmisch-Partenkirchen hatte sie niemand mehr gesehen. Das einzige gesicherte Vorkommen beschränkte sich auf eine Waldwiese hinter der Grenze in Tirol.

Nun ist sie wieder da, die Kurzohrmaus, sofern man das sagen kann bei einer Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 106 Millimetern und ein auf Mittenwald reduziertes Verbreitungsgebiet. Aber wenigstens gibt es ein Gebiet. So findet man den Bodensee-Kilch - einen Fisch - nicht mehr in den Gewässern rund um Lindau, sondern nur auf Zeichnungen. Ausgestorben. Aus der Oberpfalz ist der Regensburger Gelbling verschwunden; angeblich flattert dieser Schmetterling noch vereinzelt in Osteuropa. Und von Bären braucht man nicht anfangen. Der letzte, der sich dauerhaft von Österreich nach Bayern herübergewagt hatte, hieß Bruno und wurde erschossen. So gesehen läuft die Grenzüberschreitung der Kurzohrmaus bisher besser.

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Bei der Namenseinzigartigkeit hat Microtus bavaricus indes Konkurrenz: Auch andere Tiere und Pflanzen tragen einen bayerischen Zusatz, wenngleich kein Säugetier darunter ist. Nur im Voralpenland wächst das Bayerische Löffelkraut ( Cochlearia bavarica), das laut Bund Naturschutz entstand, "weil sich Pyrenäen- und Echtes Löffelkraut gekreuzt haben". Ein Multi-Kulti-Gewächs quasi. Und an Isar und Lech kriecht die Bayerische Quellschnecke ( Bythinella bavarica). Theoretisch könnte sie mit der Bayerischen Zwergdeckelschnecke ( Sadleriana bavarica) verwechselt werden, was praktisch eher selten passiert: Die Zwergdeckelschnecke lebt einzig und allein an einem Bach in München. Wo genau, wird geheimgehalten, zu ihrem Schutz. Angesichts dieser Exklusivität sollen sich Menschen bemüht haben, das Schneckerl zum Münchner Wappentier zu machen. Bislang erfolglos.

Dabei ist die Idee nicht schlecht. Denn streng genommen haben die Löwen, die vom Wappen des Freistaats hecheln, dort weder von der Natur noch vom Namen her etwas verloren. Im Gegenteil, würde die Art Panthera leo durch Bayern streifen, erginge es ihr kaum anders als Bruno. Wenn, dann dürfte sie allenfalls von den Berlinern im Wappen geführt werden - sofern man großzügig darüber hinwegsieht, dass die Löwin, die im vergangenen Sommer die Hauptstadt unsicher gemacht hat, sich später als Wildsau entpuppte. In jedem Fall sind Berliner Verhältnisse in Bayern undenkbar. Also weg mit der Katz, rauf mit echten Bayern: Die Kurzohrmaus wäre das bessere Wappentier.

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