Krimi eines CSU-Abgeordneten:Leichen im Landtagskeller

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Der Krimi-Autor Gerhard Hopp macht das Maximilianeum in seinem gleichnamigen Buch zu einer wahren Brutstätte des Verbrechens. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Maximilianeum geht es oft brutal zu. Aber nicht so arg wie in den Krimis, die der CSU-Abgeordnete Gerhard Hopp nebenher schreibt. Sein nächstes Werk muss allerdings eher realpolitisch werden, er soll das Grundsatzprogramm der Partei schreiben.

Glosse von Katja Auer

Im Landtag tun sich gelegentlich Abgründe auf, das ist nun kein Geheimnis. Man braucht nur zur AfD-Fraktion schauen oder dem, was davon übrig geblieben ist, um sich davon zu überzeugen, dass parlamentarische Arbeit wahrlich nicht nur aus Sternstunden besteht. Oder die Maskenaffäre. Dass sich CSU-Politiker schamlos bereichern, während das ganze Land fest steckt in den Klauen der Corona-Pandemie, hat überhaupt nichts zu tun mit deren angenommener Vorbildfunktion. Und natürlich menschelt es auch. Skandale, Suff und Sex - alles schon da gewesen im Hohen Haus.

Aber ein kostbarer Diamant auf dem Dach und ein verborgener Thronerbe im Keller? Gleich mehrere Leichen und ein deutschrussischer Bösewicht mit Diplomatenpass und Zar-Allüren? Der Krimi-Autor Gerhard Hopp macht das Maximilianeum in seinem gleichnamigen Buch zu einer wahren Brutstätte des Verbrechens. Nur gut, dass ein "bärbeißiger Kommissar" und seine "junge, sportliche" Kollegin mithilfe eines tatkräftigen Abgeordneten - von einer konservativen Partei, versteht sich - und dessen aufgeweckter Freundin das Unheil gerade noch abwenden können von Parlament und Bayernland.

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Das Buch findet mutmaßlich weniger wegen seiner sprachlich überschaubaren Raffinesse eine gewisse Aufmerksamkeit noch wegen der unkaschierten Klischees vom erfahrenen und natürlich kauzigen Kommissar und seiner unerfahrenen, aber mutigen Partnerin, die es - wie schon im ersten Band - mit Gegnern aus dem Osten zu tun bekommen. Aber der Verfasser ist immerhin CSU-Landtagsabgeordneter, dass ein solcher nebenher Krimis schreibt, ist zumindest ungewöhnlich. Hopp ist Historiker und Politikwissenschaftler, entsprechend gründlich fallen die Details zur Geschichte von Landtag und Freistaat aus.

Zwei Krimis hat Hopp schon verfasst, das nächste Werk wird aber mutmaßlich weniger brutal ausfallen. Hopp wurde von CSU-Chef Markus Söder damit betraut, das neue Grundsatzprogramm der Partei auszuarbeiten. Das sei eine Aufgabe für die "pfiffigen jungen Leute" Hopp, 41, und Martin Huber, 44. Pfiffige junge Leute, die wären ja wie gemacht, um dem bärbeißigen Kommissar und der sportlichen Kommissarin zur Hand zu gehen, wenn wieder eine osteuropäische Verbrecherbande nach den Juwelen des Königs giert. Aber gar so aufregend wird's wohl nicht werden mit dem Grundsatzprogramm.

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