Corona-Pandemie:Popeln ist Chefsache

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Die Mitarbeiter in einem Testzentrum in ihren Schutzanzügen. (Foto: dpa)

Testen ist in Corona-Zeiten wichtig. Und so schreckt auch das eine oder andere Stadtoberhaupt nicht davor zurück, mal in der Nase zu bohren - zum Wohle aller.

Glosse von Maximilian Gerl

Gerüchteweise plagt Chefs vor allem eine Sorge: dass ihre Beschäftigten, kaum dreht man ihnen den Rücken zu, sich statt mit der Arbeit lieber mit dem Nasebohren beschäftigten. Dabei kann popeln vorteilhaft sein. Dieses Phänomen gehört zu den seltsamen Windungen unserer Corona-Zeit und wird seit Wochen auch in Bayern diskutiert - genauer die Frage, ob die Möglichkeiten zum Nasebohren am Arbeitsplatz ausreichend sind. Nach Angaben von Gewerkschaftern besteht hierbei Nachholbedarf. Demnach fehlen trotz aller Appelle in vielen Betrieben Corona-Selbsttests, mit denen sich Mitarbeiter auf eine Infektion testen könnten, wenn sie das wünschen.

Und damit willkommen in Schwaben, der vielleicht einzigen Region, in der Popeln offiziell als Chefsache gelten darf. Den Anfang machte am Wochenende die Augsburger Puppenkiste. In einem Internetvideo leitet Dr. Kasperl höchstselbst die Probebohrung an - wobei dazu natürlich kein Finger, sondern ein Tupfer benutzt wird. Das Testen gehört an vielen Schulen quasi schon zum Unterricht. Am Montag zog die Stadt Memmingen mit einem Erklär-Video nach. "ZusaMMenpopeln" heißt es, nach dem örtlichen Kfz-Kennzeichen MM.

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In dem Clip holen Schüler, Stadträte und ein Dekan anschaulich das Beste aus sich heraus; und ja, auch der Chef, OB Manfred Schilder, geht der Sache persönlich auf den Grund. Das ist amüsant anzuschauen und trotzdem lehrreich - und auch auf anderer Ebene erfolgreich, wie ein Bub bilanziert: "Diese Nase ist schon leer."

Viel schöner lässt sich popeln kaum preisen. Doch ob es verfängt? Im Netz machten Corona-Leugner gegen die Puppenkiste mobil: Sie versuchten, dem Video auf Youtube so viele schlechte Bewertungen zu verschaffen, dass es der Algorithmus in der Versenkung hätte verschwinden lassen. Stattdessen gelang ihnen das Gegenteil. Bayern-Chef Markus Söder ließ bereits durchblicken, dem Nasebohren am Arbeitsplatz aufgeschlossen gegenüber zu stehen. In der Hinsicht dürfte auch manch anderem Chef künftig wenig übrig bleiben, die Bundesregierung kündigte an, die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen zu wollen. Vor dem Testen selbst, so OB Schilders Filmfazit, müsse man jedenfalls keine Angst haben. "Es tut nicht weh, aber es hilft uns allen."

© SZ vom 14.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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