Innere Sicherheit:Bombendrohungen gegen Schulen und Ämter häufen sich

Lesezeit: 2 min

Eine Gesamtschule in Hollfeld in Oberfranken war auch Ziel einer Mail, in der mit einer Bombe gedroht wurde. (Foto: Pia Bayer/dpa)

Sei einigen Wochen gehen immer wieder Drohmails mit Bezug zum Hamas-Angriff oder Ukraine-Krieg bei Behörden oder Schulen in ganz Bayern ein.

Von Lina Krauß

Erneut hat eine Schule in Bayern am Dienstag eine Mail mit einer Bombendrohung erhalten - dieses Mal in Coburg. Einen Tag vorher war das Landratsamt in Aschaffenburg wegen einer Drohmail geräumt wurden. Solche Fälle häuften sich in den vergangenen Wochen im ganzen Freistaat. Insgesamt seien der Polizei seit dem 19. Oktober 59 Bombendrohungen in Bayern bekannt, wie das Innenministerium auf SZ-Anfrage am Donnerstag mitteilte.

Insbesondere Schulen seien betroffen: Ende Oktober erhielten unter anderem Schulen in Bayreuth und Hollfeld in Oberfranken, in Straubing, München sowie im schwäbischen Friedberg Drohungen. Polizeipräsidien berichteten auch von Fällen in Augsburg und in Neumarkt in der Oberpfalz. Neben einem Schwerpunkt in der Landeshauptstadt habe es laut Innenministerium bislang keine weiteren klaren regionalen Schwerpunkte gegeben.

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Wenn eine Einrichtung eine Drohmail erhält, wird das Gebäude in den meisten Fällen geräumt oder es werden Schüler und Lehrer noch vor dem Betreten des Gebäudes zurückgewiesen. Bei den Münchner Schulen sah die Polizei von einer Räumung ab. Die Drohungen seien dort laut den Beamten nicht ernst zu nehmen gewesen. Ist eine Schule geräumt, wird sie durchsucht. Unterstützt werden die Einsatzkräfte dabei von Sprengstoffhunden. Zunächst wurde in keinem der Fälle etwas gefunden und eine reale Bedrohung festgestellt. Die Drohschreiben hatten laut Polizei teilweise "Hamas-Bezug", so auch am Montag in Coburg. In manchen Fällen wie in Neumarkt in der Oberpfalz ließen sich Bezüge zum Ukraine-Krieg herstellen.

Bei den zurückliegenden Drohungen hätten laut Kultusministerium stets die bestehenden Sicherheitskonzepte an den Schulen gegriffen und die Abstimmungen von Schulleitungen und Polizei gut funktioniert. Es habe teilweise Verunsicherungen und erhebliche Auswirkungen auf die Abläufe an den Schulen gegeben, aber die Lage sei stets kontrolliert und nicht panisch gewesen. "An unseren Schulen herrscht wegen möglicher Bombendrohungen grundsätzlich keine erhöhte Anspannung", schätzt das Ministerium die aktuelle Stimmung an den Schulen im Freistaat ein.

Für die Ermittlungen seien die einzelnen Polizeidienststellen und -präsidien verantwortlich, sagte eine Sprecherin des Bayerischen Landeskriminalamtes. "Die sprechen sich aber natürlich ab." Die Polizei in Oberfranken ermittelt bereits, seit die Gesamtschule in Hollfeld Ende Oktober eine Drohung erhalten hatte. Durch die hohe Zahl der Vorfälle der vergangenen Wochen dränge sich natürlich der Verdacht auf, dass ein Zusammenhang bestehe, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Oberfranken. "Doch zu 100 Prozent gesichert ist das nicht." Jeder Einzelfall müsse während der Ermittlungen für sich betrachtet werden.

Swatting ist das böswillige Auslösen eines Großeinsatzes

Vom Innenministerium heißt es, dass die Bombendrohungen im Freistaat nach jetzigem Stand auf unterschiedliche Sendeadressen zurückzuführen seien. Auch die Motive seien unterschiedlich. Im Zusammenhang mit Bombendrohungen spricht man bei den Hintergründen beispielsweise von "Swatting" - dem böswilligen Auslösen eines Großeinsatzes -, von Trittbrettfahrern oder politischen Motiven. Das Landeskriminalamt sei laut Innenministerium in die Ermittlungen eingebunden und stehe in einem engen Kontakt zum Bundeskriminalamt, um bundesweite Serien bei einem Informationsaustausch zusammenzuführen.

Denn nicht nur der Freistaat ist von den Bombendrohungen betroffen: Auch Einrichtungen in anderen Bundesländern erhielten in den vergangenen Wochen Drohungen. Am Montag wurde beispielsweise ebenfalls eine Schule in Dorsten (Nordrhein-Westfalen) geräumt. Ende Oktober gab es unter anderem Drohungen am Rathaus in Erfurt sowie an Schulen in Mannheim, Solingen und Mönchengladbach. Auch der SWR und das ZDF in Mainz mussten nach Bombendrohungen von der Polizei durchsucht werden. Auch dort wurde wie im Freistaat keine reale Bedrohungslage festgestellt.

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