AfD in Bayern:Sie predigen Wasser, aber trinken heimlich Wein

Lesezeit: 1 min

Katrin Ebner-Steiner, die Fraktionsvorsitzende der AfD im Landtag (Foto: dpa)

Ganz nach Heinrich Heine üben AfD-Abgeordnete öffentlich Zurückhaltung, wenn es um die Erhöhung ihrer Diäten geht. Doch überproportional viele aus der Fraktion erhalten Geld für "besondere Funktionen".

Kolumne von Wolfgang Wittl

Sommerzeit ist bekanntlich Biergartenzeit - erst recht, wenn der Sommer wieder so heiß ausfällt wie in diesem Jahr. Der Getränkekonsum bleibt davon natürlich nicht unberührt. Ob Radler oder Russ, Limo oder Bier: Die Brauereien kommen gar nicht mehr hinterher mit ihrem Nachschub. Flehentliche Aufrufe, Verbraucher möchten bitteschön ihr Leergut zurückbringen, weil sonst keine neuen Flaschen abgefüllt werden können, verdunsten oft leider ungehört wie ein warmes Noagerl im gleißenden Sonnenlicht. Nicht gar so groß ist der Notstand bei Wasser und Wein, aber das wusste ja schon Heinrich Heine.

Wer in diesen heißen Tagen gedankliche Abkühlung sucht, landet vielleicht bei einem von Heines bekannteren Werken. In "Deutschland, ein Wintermärchen" legt sich der Dichter subtil mit der staatlichen Obrigkeit an. Da heißt es: "Sie sang das alte Entsagungslied / Das Eiapopeia vom Himmel / Womit man einlullt, wenn es greint / Das Volk, den großen Lümmel. / Ich kenne die Weise, ich kenne den Text / Ich kenn auch die Herren Verfasser / Ich weiß, sie tranken heimlich Wein / Und predigten öffentlich Wasser."

Womit man auch schon bei der AfD wäre.

So mancher im Landtag hegt ja schon länger den Verdacht, die AfD würde Wasser predigen und heimlich Wein trinken. Wenn es etwa um die Diäten von Abgeordneten geht, übt sich die AfD in demonstrativer Zurückhaltung. Als einzige Fraktion lehnt sie es ab, die Bezüge an die allgemeine Einkommensentwicklung zu koppeln. Womöglich hat die Bescheidenheit auch damit zu tun, dass die AfD ihre Abgeordneten aus dem Topf öffentlicher Zuschüsse großzügiger bedenkt als andere Fraktionen. So steht es jedenfalls in den Rechnungsberichten, die von den Fraktionen noch zu autorisieren sind. 18 der 22 AfD-Abgeordneten werden demnach für "besondere Funktionen" entschädigt. Zum Vergleich: Bei der FDP sind es drei von elf - der Fraktionschef und seine zwei Vizes.

Womöglich werden jetzt vier AfD-Abgeordnete grübeln, wo ihre Funktionen sind. Und wo das Geld? Vielleicht können ihnen ja die sechs "Kampagnenbeauftragten" der Fraktion bei einem Biergartenbesuch mal verraten, wofür sie ihre insgesamt 4500 Euro bekommen. Ein Vermögen ist das zwar nicht. Aber für ein paar Radler samt Brotzeit dürfte es reichen.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sonderparteitag in Greding
:Es kracht bei der Bayern-AfD

Inkompetenz, Lügen, Arroganz: Auf dem Sonderparteitag der AfD gibt es lautstarken Streit und Angriffe gegen Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner. Eine sofortige Neuwahl des Landesvorstands scheitert knapp.

Von Katja Auer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: