Bayerische Bräuche:Wie Wacken für Trachtler

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Ein Trachtler mit Gamsbart. (Foto: Getty Images)

Das kleine oberbayerische Dorf Baiernrain richtet das wichtigste Trachtlerfest des Jahres aus. Den Leiter des Festkommitees sorgt das nicht.

Interview von Korbinian Eisenberger

Normalerweise wird das wichtigste Trachtlerfest des Jahres an Städte oder Großgemeinden vergeben. Mit Baiernrain hat jetzt ein 300-Einwohner-Ort den Zuschlag für das Oberland-Gaufest 2017 bekommen. Die Dorfbewohner müssen dann für ein verlängertes Wochenende 5000 Trachtler beherbergen. Das Organisationskommitee leitet - natürlich - der Vorstand des örtlichen Trachtenvereins.

SZ: Herr Pertold, sagt Ihnen der Begriff Wacken etwas?

Jakob Pertold: Der Ort, wo sie dieses Festival veranstalten?

Genau, im Sommer strömen dort jedes Jahr 70 000 Heavy-Metall-Fans hin. Es wird etwas lauter als bei Blasmusik, verhältnismäßig auf die Einwohnerzahl ist es aber ungefähr vergleichbar mit Ihrem Gaufest in Baiernrain. Vielleicht sollten Sie sich das Wacken-Open-Air im August zur Vorbereitung mal anschauen?

Könnte vielleicht nicht schaden, aber erfahrungsgemäß geht es bei einem Gaufest eher etwas geordneter zu. Der Heavy Metal-Fan passt zum Beispiel nicht so gut auf seine Kleidung auf wie wir Trachtler. Wahrscheinlich weil das Outfit nicht so teuer ist wie bei uns.

Was kostet denn so eine vollständige Ausrüstung?

Mit Gilet (Trachtenweste, Anm. d. Red.), Hemd, Lederhose, Strümpfen, Hut, Goiserer-Schuhen, Flaum und Joppe kommt man auf 3000 Euro bei den Männern. Bei den Frauen ist es noch mehr. Da passen die Eltern dann schon auf, dass ihre Kinder nicht recht rumsauen.

Jakob Pertold leitet den Trachtenverein D' Jasbergler. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Juli 2017 richten Sie nun zum ersten Mal das wichtigste und größte Trachtler-Fest des Jahres aus. Haben Sie denn in Baiernrain überhaupt Platz für so viele Gäste?

Unser Vorteil ist, dass nur wenige Trachtler übernachten. Die meisten haben es ja nicht so weit und fahren am Abend mit Reisebussen zurück. Fürs Parken haben uns die Bauern und der Sportverein ihre Wiesen zur Verfügung gestellt. Und es gibt Verleihe, wo man sich ein Bierzelt für 5000 Leute besorgen kann.

Von den 300 Baiernrainern sind zwei Drittel im Trachtenverein Mitglied. Aber was ist mit den anderen hundert? Gibt es für sie am Gaufest-Wochenende ein Alternativprogramm?

Man muss dazusagen, dass praktisch jeder Baiernrainer Mitglied in einem der örtlichen Vereine ist, und dass alle Vereine - egal ob Schützen, Feuerwehler oder Sportler - beim Gaufest mithelfen. Ich wüsste jetzt spontan keinen Dorfbewohner, der nicht irgendwo dabei ist.

Welche Vorraussetzungen muss man denn mitbringen, um bei Ihnen im Trachtenverein aufgenommen zu werden?

Man muss jetzt noch nicht gleich die komplette Tracht kaufen, aber man sollte mit allen Altersgruppen umgehen können, also auch auch mit Kindern und Senioren. Wichtig ist die Heimatverbundenheit. Und man braucht ein gewisses Kommunikationsverständnis.

Heißt das, man sollte möglichst kein Preiß' sein?

Nicht unbedingt, bei uns sind auch ein paar hochdeutsche Zuagroaste oder Eingeheiratete dabei. Erst neulich haben wir einen dazu bekommen.

Und wie macht er sich?

Er geht zum Frühschoppen mit. Also: Sehr angenehm.

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