Die CSU, die sich oft mit dem Land selbst verwechselt, sägt den Ast ab, auf dem sie sitzt. Und im an sich völlig berechtigten Bemühen, die Ökonomie des Landes zu stärken, schwächt sie im Ergebnis sogar das Land selbst. Denn schon jetzt kann man sich ja entlang der meisten Autobahnen und Bundesstraßen ein Bild davon machen, was es bedeutet, wenn sich die Anzahl der Gewerbeflächen erhöht - während ihre Gestaltung und Planung zunehmend an den Zufall der Marktmechanismen und lokaler Entwicklungsschübe delegiert wird.
Eine nachhaltige, ökologisch und ökonomisch sinnvolle sowie ästhetisch wirksame, somit der Heimat und der räumlichen Identität wahrhaft verbundene Raumplanung ist das genaue Gegenteil von dem, was nun als Landesentwicklungsplan verabschiedet wurde. Das Ergebnis ist ein Landeszerrüttungsplan.
Kilometer 5,8 an der A 94 in Richtung Passau. Der SZ-Turm ist schon ganz klein, Spedition und Betonwerk bleiben zurück. Wie auch das Gewerbegebiet "Am Moosfeld", das weder Moos noch Feld zu bieten hat, sondern funktionale Hallen, deren Funktion offenbar auch darin besteht, billig und hässlich aussehen zu müssen.
Man begegnet einem Containerberg. Und steht im Lkw-Stau. Vor einem die Aufschrift "Lebende Tiere". Das Plastikspielzeug aus Fernost im Container und das lebende Tier auf dem Weg zum - wenn es Glück hat - Bio-Metzger sind das Zubehör einer Radiomeldung, die besagt, dass es in Deutschland wirtschaftlich brummt.
Das ist auch gut so. Aber das Brummen am Wirtschaftsstandort hat einen Resonanzraum: das Gewerbegebiet. In keinem anderen Bundesland ist der Druck so hoch, immer mehr dieser Gebiete auszuweisen. Im Osten Deutschlands kann man sich übrigens davon überzeugen, was vom Gewerbegebiet bleibt, wenn es mal nicht mehr ganz so brummt, was in zyklisch organisierten Volkswirtschaften immer wieder mal vorkommt: Dann hat man Erdreich verloren und den kontaminierten Leerstand rostender Hallen bekommen.
Ampfing Ost: Netto, Lidl, Kik, Getränkemarkt, Präzisionswerkzeugschleiferei, Ergo-Therapie, Sportcenter, Sonnenstudio und "Ihr Photovoltaik-Partner"
In Südtirol und in Österreich kann man auch sehen, wie sich Landschaften verändern, deren Güterproduktion links und rechts der Autobahnen in zuvor freier Natur ausgestellt werden: Sie werden immer hässlicher. Bis zur Unkenntlichkeit. Und zur Ort-, ja Heimatlosigkeit. Kennst du ein Gewerbegebiet, kennst du alle.
Kilometer 29,7. Der A 94 geht die Luft aus, sie wird zur Bundesstraße, zur B 12. Die Gewerbegebiete "Markt Schwaben West", "Feldkirchen Süd" und "Kirchheim II-Heimstetten-Feldkirchen-Ost I/II" liegen hinter einem. Das Schild vom Gewerbegebiet, das manchmal auch Einkaufszone, Industriegebiet oder, euphemistischer Gipfel, Gewerbe-"Park" heißt, ist längst zum treuen Begleiter geworden. Es zeigt Fabrikschlote und sägezahnhafte Sheddächer von Werkhallen. Fast aus der Zeit gefallen: So sieht das typische Piktogramm vom Brummen aus. Ein Fabrikschlot wäre allerdings eine willkommene Architektur gegen das, was üblicherweise Polstermöbel, Miet-WCs, Buddha-Statuen oder Infrarotkabinen beinhaltet.