Ausstellung:Warum Bamberg Weltkulturerbe ist

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Das Haus wurde mitten in der Regnitz auf der Ruine der ehemaligen Sterzersmühle gebaut. (Foto: Stadt Bamberg)

In einem neuen Zentrum können Besucher erfahren, aus welchem Grund die oberfränkische Stadt den Titel tragen darf. Und welche Verpflichtungen, aber auch Vorteile sie dadurch hat.

Von Claudia Henzler, Bamberg

Seit 25 Jahren zählt Bamberg zum Weltkulturerbe, doch Patricia Alberth hat den begründeten Verdacht, dass viele Bamberger gar nicht so genau wissen, warum ihre Stadt diesen Ehrentitel tragen darf. "Weil es so schön ist", lautet eine Antwort, die Alberth immer wieder hört, was sie als offizielle Welterbebeauftragte der Stadt natürlich nicht zufriedenstellen kann. Alberth nennt auch einige Vorbehalte aus den Reihen der Bürger: Handelt es sich beim Welterbe vielleicht nur um eine Plakette, die Touristen anlockt? Verbietet es der besondere Status den Bambergern auf ewig, das Stadtbild zu verändern? Sind Neubauten nicht mehr möglich? Solche Fragen will das neue Zentrum Welterbe beantworten, das an diesem Dienstag seine Türen für Besucher öffnet.

Einen wichtigen Sachverhalt klärt das Bauwerk schon, ohne dass man die kostenlose Ausstellung im ersten Stock überhaupt betreten muss. Das Gebäude, wenige Meter von den Sehenswürdigkeiten Altes Rathaus und Schloss Geyerswörth entfernt, ist nämlich eindeutig ein Neubau aus dem 21. Jahrhundert. Aber eben auch ein gelungenes Beispiel für eine Architektur, die Modernität mit dem Respekt für das historischen Umfeld kombiniert. Er liegt mitten im Fluss auf dem Grundstück eines historischen Mühlenkomplexes. Die Überreste der sogenannten Sterzermühle hat der Bamberger Architekt Heinz Rosenberg gekonnt integriert. Die Stadt ist nur Mieterin, Bauherr ist ein Münchner Investor, der ein Faible für Bauwerke mit Wasserkraftgewinnung hat. Im Keller produziert eine brandneue Turbine Strom für etwa 300 Haushalte.

Patricia Alberth und die Ausstellungsmacher haben dem Besucherzentrum den Untertitel "Lesehilfe für Bamberg" gegeben. "Wir wollen den Leuten hier die Werkzeuge geben, um die Codes der Stadt zu entschlüsseln," sagt Volker Böhm vom beauftragten Büro "h neun Berlin". Bei einem Flächendenkmal wie Bamberg sei es schließlich gar nicht so leicht, diejenigen Elemente zu identifizieren, die die Stadt so bemerkenswert machen.

Im Zentrum Welterbe informieren Kaiser Heinrich II. und seine Frau Kunigunde über Bambergs Kulturschätze. (Foto: Stadt Bamberg)

Die Besucher können sich das Wissen auf spielerische Weise an einzelnen Stationen aneignen: Es gibt Knöpfe zum Drücken, Bildschirme zum Wischen, Schubladen zum Aufziehen, Hörstationen und kurze Filme. Die Ausstellung ist in drei farblich abgesetzte Abschnitte geteilt. Diese symbolisieren die drei Stadtteile, die zum Welterbe zählen: erstens die Bergstadt als Sitz der geistlichen und politischen Macht, zweitens die vom Wasser umspülte Inselstadt als lebendiges Handelszentrum und schließlich die Gärtnerstadt, die jahrhundertelang vom innerstädtischen Erwerbsgartenbau geprägt wurde.

Selbst wenn Besucher nur die Erkenntnis mitnehmen würden, dass drei Stadtviertel zum Welterbe gehören, wäre Volker Böhm nicht unzufrieden. Denn viele Besucher seien ja der Meinung, dass Bamberg seinen Titel allein den Sakralbauten und der berühmte Turmspitzensilhouette verdanke. "Dass die Gärtnerstadt zum Welterbe gehört, ist viel zu wenigen bewusst."

Wie tief Touristen und Einheimische, für die das Besucherzentrum ausdrücklich ebenfalls gedacht ist, im Besucherzentrum einsteigen, bleibt ganz ihnen überlassen. Denn die Ausstellung setzt auf einen kompakten Überblick, bietet aber auch die Möglichkeit, sich in Details zu vertiefen. Auf einem Touchscreen kann man sich zeigen lassen, wie viele Brauereien im Jahr 1812 an der Handelsstraße lagen, am "Barock-O-Mat" haben Besucher die Möglichkeit, ein virtuelles Bauwerk mit barocken Stilelementen zu versehen, im Ausstellungsteil über die Bergstadt erzählen Heinrich II. und Kunigunde vom Aufstieg der Stadt: Das kinderlose Kaiserpaar hatte Bamberg 1007 zur Hauptstadt eines Bistums und damit eines bischöflichen Staates gemacht.

Wem das alles nicht reicht, dem weisen gelbe Schilder den Weg nach draußen. Sie sind überall in die Ausstellung integriert und informieren darüber, in welchem Museum mehr zu erfahren ist und wie viele Minuten man dorthin läuft. Die Frage, warum Bamberg den Weltkulturerbetitel hat, klärt sich spätestens auf dem Weg dorthin im Treppenhaus: "Bamberg ist ein einzigartiges und hervorragend erhaltenes Beispiel für eine auf hochmittelalterlicher Grundstruktur entwickelten mitteleuropäischen Stadt mit ihren kirchlichen und herrschaftlichen Bauten."

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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