Austrittswelle bei Memminger FDP:"Unser Leidensweg ist nun zu Ende"

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Krise in der Kleinstadt: Der komplette Vorstand der FDP im schwäbischen Memmingen ist aus der Partei ausgetreten. Warum es der Ortsvorsitzende Albert Schweiger und seine Parteifreunde einfach nicht mehr ausgehalten haben.

Lisa Sonnabend

Der gesamte Vorstand der Memminger FDP hat hingeworfen. Albert Schweiger, Ortsvorsitzender und Stadtrat, sowie vier weitere Liberale kündigten zum Jahreswechsel ihre Mitgliedschaft. Die Liberalen in der kreisfreien Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben sind mit der Politik ihrer Partei unzufrieden.

Niemand mehr da: Der FDP-Vorstand in Memmingen hat der Partei den Rücken gekehrt. (Foto: Symbolbild) (Foto: dpa)

Süddeutsche.de: Herr Schweiger, der gesamte Vorstand der Memminger FDP ist aus der Partei ausgetreten. Der Partei geht es derzeit alles andere als gut, laut Umfragen erzielt sie weniger als fünf Prozent. Mussten Sie da auch noch mit Ihrer Austrittswelle kommen?

Albert Schweiger: Es ist ein Zufall, dass unser Austritt genau zu einer Zeit passiert, in der es der Partei schlecht geht und obendrein auch noch das Dreikönigstreffen ansteht. Der Termin war nicht mit Absicht gewählt. Wir verlassen das sinkende Schiff - dieser Eindruck sollte nicht entstehen.

Süddeutsche.de: Könnte aber...

Schweiger: Es überrascht mich schon, wie die Medien sich nun auf die Sache stürzen und versuchen, unseren Austritt aufzubauschen. In der Vergangenheit hat sich ja auch niemand für die Belange der FDP Memmingen interessiert.

Süddeutsche.de: Warum sind Sie so unzufrieden mit Ihrer Partei?

Schweiger: Als ich vor fünf Jahren der FDP beitrat, wollte ich etwas verändern in Memmingen. Die FDP war damals noch nicht im Stadtrat vertreten - deswegen lagen bei ihr noch keine Dinge im Argen wie bei den anderen Parteien, sie hatte keine Altlasten zu tragen. Doch mittlerweile bin ich mit der Politik der Liberalen in Berlin nicht mehr einverstanden. Sie haben große Fehler in der Bundes- und Europapolitik gemacht, Entscheidungen werden fern der Basis getroffen.

Süddeutsche.de: Und in Memmingen?

Schweiger: Uns in Memmingen hat die FDP im Stich gelassen. In unserem Ort gab es einmal eine Ausschreibung für einen Millionenauftrag im Wohnungsbau, diesen wollten wir prüfen lassen, weil uns ein paar Dinge merkwürdig erschienen. Doch wir haben dabei keinerlei Unterstützung von der Partei erhalten. Unser Leidensweg ist nun zu Ende.

Süddeutsche.de: Sind Sie nach Ihren Erfahrungen insgesamt ein bisschen politikmüde?

Schweiger: Ich habe gemerkt in den Jahren, dass in der Politik viel über Seilschaften läuft. Ein Querdenker wie ich hat da ein wenig ein Problem. Vorerst will ich aber im Stadtrat bleiben - als parteiloses Mitglied. Den Wechsel zu einer anderen Partei kann ich mir nicht vorstellen.

Süddeutsche.de: Werden Sie bei der nächsten Wahl erneut für die FDP stimmen?

Schweiger: Dazu will ich mich nicht äußern. Nur so viel: Es liegt an der FDP, ob ich sie noch einmal wähle. Garantieren kann ich das derzeit allerdings nicht. Dafür muss sie sich wieder besser anstellen. Ich bin auch nicht der Typ, der nur Gelb sieht und drum herum gar nichts.

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