Ausstellung:Über Leben und Tod

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Jede Hilfe kommt zu spät: Bevor der Wunderheiler ein Mittel findet, holt der Tod den Kranken. (Foto: Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt)

Das Medizinhistorische Museum in Ingolstadt widmet sich dem Verhältnis von Arzt und Patient und präsentiert Praxisaufzeichnungen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert.

Von Yvonne Poppek

Als Johann Christoph Götz am Abend des 26. Augusts 1717 zu seiner Patientin Anna Heyd kommt, ist es schon zu spät. Sie ist tot. Tagsüber hatte der Nürnberger Arzt ihr noch einen Einlauf und Tee verordnet, aber letztlich glaubte er die Frau des Mundschenks bereits auf dem Sterbebett. Er sollte recht behalten. Ursächlich für den Tod hielt er ein Pulver, das die Frau andernorts erhalten hatte.

Der Todesfall der Anna Heyd ist jetzt knapp 300 Jahre her - und in Teilen dennoch nachvollziehbar. Der Grund dafür sind die Aufzeichnungen des Arztes Johann Christoph Götz, zusammengefasst in sieben Bänden. Seine Notizen hat eine Forschergruppe gemeinsam mit sieben anderen Praxisjournalen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ausgewertet. Die Ergebnisse sind in eine Ausstellung eingeflossen, die nun im Medizinhistorischen Museum Ingolstadt zu sehen sind.

Für das Haus ist es die erste große Sonderausstellung nach der Eröffnung des modernen Erweiterungsbaus. 10 000 Besucher seien nach Angaben von Leiterin Marion Ruisinger in den ersten beiden Monaten im Museum gewesen. "Für unsere Verhältnisse ganz hervorragend", erklärt sie.

Die Ausstellung "Praxiswelten" soll nun das Interesse noch verstärken. Ein spannendes Thema hat die Schau in jedem Fall zu bieten - in enger Abstimmung mit der noch laufenden Forschung und in Kooperation mit dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité, in dem "Praxiswelten" bereits zu sehen war.

So können die Besucher Details zu Untersuchung, Behandlung und Bezahlung in anderen Jahrhunderten erfahren. Auch das damalige Wissen über den Körper spielt eine Rolle. Über Johann Christoph Götz erfährt man beispielsweise, dass er ein wissenschaftlich ambitionierter Arzt war, er wusste also einiges über den Körper. Und vielleicht auch, wann es mit demselbigen zu Ende ging.

Praxiswelten. Zur Geschichte der Begegnung von Arzt und Patient, bis 11. Juni, Di. bis So., 10-17 Uhr, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt, Anatomiestraße 18-20, 0841 / 305 28 60

© SZ vom 06.10.16 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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