Augsburg:Sparen für die Uniklinik

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Das Großkrankenhaus in Augsburg soll von 2019 an Bayerns sechstes Universitätsklinikum werden. (Foto: Stefan Puchner)
  • Das Klinikum Augsburg wird 2019 vom Freistaat übernommen.
  • Voraussetzung ist allerdings, dass Stadt und Landkreis ein Konzept vorlegen, wie die Jahreskosten um zehn Millionen Euro gesenkt werden können.
  • Zu den Einsparungen gehören auch Punkte wie weniger Stellen für Ärzte.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Es gibt gute Nachrichten für die Betreiber, Mitarbeiter und Patienten des Augsburger Klinikums - allerdings bergen diese Neuigkeiten auch Konfliktstoff. Das Positive vorweg: Der Freistaat Bayern wird zum 1. Januar 2019 die Trägerschaft übernehmen. Dies soll am Dienstag im Kabinett beschlossen werden. Die bisherigen Träger des Großkrankenhauses (Stadt und Landkreis Augsburg) müssen nach 2019 anfallende Defizite nicht mehr mittragen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Stadt und Landkreis ein Konzept vorlegen, wie die Jahreskosten um zehn Millionen Euro gesenkt werden können. Dabei wird es auch einen Abbau von Ärzte-Stellen geben. Dies ist ein brisantes Thema, denn in der Vergangenheit gab es bereits mehrmals Proteste wegen der angespannten Arbeitssituation.

Wie berichtet, soll das kommunale Großkrankenhaus bis 2018 in Bayerns sechste Uniklinik umgewandelt werden. Bislang wird das Haus der Maximalversorgung mit seinen 730 Ärzten, 5500 Mitarbeitern und etwa 250 000 Patienten pro Jahr ausschließlich von Stadt und Landkreis getragen. Dabei schrieb die Klinik über viele Jahre hinweg große Millionenverluste. Das aktuelle Minus beträgt 4,6 Millionen Euro.

Entsprechend froh sind Oberbürgermeister Kurt Gribl und Landrat Martin Sailer (beide CSU), wenn sie diesen Kostenfaktor künftig von der Backe haben. Zusätzlich bekommen sie eine Uni-Klinik mit etwa 1500 bis 2000 Studenten und zahlreichen hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Angesichts dieser erwarteten Aufwertung des Großraums Augsburg wundert es kaum, dass der Verwaltungsrat des Klinikums am Freitag einstimmig einem Zehn-Jahres-Plan zugestimmt hat, in dem alle nötigen Sparmaßnahmen aufgelistet sind.

Weniger Ärzte

Darunter verbergen sich einige Punkte mit politischer Brisanz. Allen voran die Tatsache, dass die Zahl der Ärzte mittelfristig sinken wird. Bereits im kommenden Jahr, 2016, soll eine Handvoll Stellen gestrichen werden. Zwar nicht durch Kündigungen, sondern durch Ausnutzung der natürlichen Fluktuation. Dennoch löst dieser Abbau bei Personal und Patienten Ängste aus, denn erst im vergangenen Jahr demonstrierten Ärzte im Klinikum gegen die Personalnot und für bessere Arbeitsbedingungen. "Wir überlegen, wo kann man durch vorsichtige Kürzungen im Personalbudget Kosten sparen, ohne die Patientenversorgung zu gefährden", sagt der Ärztliche Direktor Michael Beyer auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung - ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Zudem will er einige Leistungen streichen: "Wir müssen bestimmte Dinge in Frage stellen, die wir bisher geleistet haben." So sollen etwa Stationen in der Außenstelle Augsburg-Haunstetten abgebaut werden. Und im Haupthaus werden in den Sommermonaten ganze Stationen vorübergehend geschlossen. "In dieser Phase können wir Arbeitszeit einsparen", sagt Beyer.

Klinik-Vorstand Alexander Schmidtke betont, der Abbau der Ärztestellen werde sich im zweistelligen Bereich bewegen. Und parallel dazu würden zusätzliche Pflegestellen geschaffen. Eine Untersuchung des Wissenschaftsministeriums hat ergeben, dass es zu viele Ärzte am Klinikum gibt und zu wenige Schwestern und Pfleger. "Hier wird es zu einer Umverteilung kommen", kündigt Schmidtke an. Langfristig werden nach seinen Angaben am späteren Uni-Klinikum sogar mehr Menschen tätig sein als zurzeit: Nicht nur mehr Schwestern, sondern auch zusätzliches wissenschaftliches Personal aus den Fakultäten der Universität. Hierfür sollen in Klinikums-Nähe demnächst auch neue Gebäude entstehen.#

2018 soll es die ersten Studenten geben

Der Zeitplan für den Übergang von kommunalen Krankenhaus zum staatlichen Uniklinikum sieht derzeit so aus: Noch vor der Sommerpause reicht die Staatsregierung ihr Konzept beim Deutschen Wissenschaftsrat ein. Mit einer Zustimmung des Gremiums wird allenthalben gerechnet, die ersten Fakultäten sollen bereits 2017 gegründet werden. 2018 sollen die ersten Studenten ihr Studium beginnen. Anfangs werden es etwa 80 sein, im Endausbau dann bis zu 2000.

Wenn der markante Hochhaus-Komplex im Westen der Stadt dann offiziell als Uni-Klinik firmieren wird, steht auch ein Wechsel in der Führungsetage an: Der jetzige Vorstandsvorsitzende Alexander Schmidtke wird seinen Chefposten verlieren und ins zweite Glied rücken müssen. Denn an einer Uni-Klinik sitzt stets ein Mediziner dem Vorstand vor. Diesem wird der Betriebswirt Schmidtke dann zuarbeiten müssen. "Damit kann ich aber sehr gut leben", betont Schmidtke, der seit 2009 Klinikumschef ist.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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