Atomausstieg:Wirtschaft: Fortschritte bei Energiewende

Lesezeit: 1 min

Wenn es um die Energiewende geht, zählte die bayerische Wirtschaft bislang zu den schärfsten Kritikern der Bundes- und der Staatsregierung. Nun bewegt sie sich doch. Zwar beklagt der Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW), Alfred Gaffal, am Dienstag erneut, "dass nach wie vor ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Energiewende fehlt". Aber er sieht zumindest "gewisse Fortschritte bei der Sicherheit der Stromversorgung". Große Probleme bereiteten freilich die steigenden Stromkosten, der Umweltschutz und das Energiesparen. Vor allem die Stromkosten belasteten die bayerische Wirtschaft in immer stärkerem Ausmaß.

Die bislang größten Erfolge des Atomausstiegs sieht Gaffal beim Ausbau des Leitungsnetzes. "Hier hat die Politik wesentliche Eckpunkte für eine gesicherte Stromversorgung auch über 2022 hinaus beschlossen", sagte er, als er am Dienstag das vierte Energiewende-Monitoring seines Verbandes präsentierte. Das Monitoring ist ein jährlicher Zwischenbericht über den Stand der Energiewende, die VBW präsentiert ihn immer im November. Als Beispiel nannte Gaffal die Thüringer Strombrücke, die nun definitiv 2016 fertig gestellt wird. Dabei handelt es sich um das letzte, 30 Kilometer kurze Teilstück einer Starkstromleitung von Sachsen-Anhalt nach Grafenrheinfeld. Sie wird einmal Unmengen Windstrom aus Ostdeutschland nach Bayern transportieren. Gaffal lobte aber auch den Durchbruch bei den beiden Stromautobahnen SuedLink und Süd-Ost-Passage, die bis spätestens 2024 in Betrieb gehen sollen. Außerdem erkannte er an, dass die Staatsregierung gegenüber dem Bund den Bau zusätzlicher Gaskraftwerke im Freistaat durchgesetzt habe.

Zu einem völlig anderen Urteil kommt Gaffal freilich bei den Kosten der Energiewende. Hier stehe die Ampel auf "Dunkelrot". "Die deutschen Industriestrompreise haben eine kritische Höhe erreicht", sagte Bayerns oberster Wirtschaftslobbyist. "Unternehmen investieren deshalb zunehmend im Ausland." Er erneuerte die Forderung nach einer Strompreisbremse. Ein anderer Punkt sei die energetische Gebäudesanierung. "Hier liegt gewaltiges ungenutztes Einsparpotenzial", sagte Gaffal. "Das gilt sowohl für den Energieverbrauch als auch die CO₂-Emissionen. Die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen muss kommen."

© SZ vom 18.11.2015 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: