Aschaffenburg:Frau vergewaltigt und im Wald verscharrt - lebenslange Haft nach 30 Jahren

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In Aschaffenburg wird ein 56-Jähriger wegen versuchten Mordes verurteilt. Dabei hatten die Ermittler schon Zweifel, den Fall jemals aufzuklären.

Rund 30 Jahre nach der Tat ist in Aschaffenburg ein 56-Jähriger wegen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte eine damals 22-Jährige stundenlang vergewaltigt, fast erstochen und dann im Wald verscharrt, weil er sie für tot hielt. Die 22-Jährige aber, die zwischenzeitlich bewusstlos war, konnte sich mit letzter Kraft zu einer Straße schleppen

Das Landgericht Aschaffenburg sah die Mordabsicht des Mannes als erwiesen an. Die Vergewaltigung wäre bereits verjährt, eine Verurteilung deswegen nicht mehr möglich. Ein versuchter Mord aber verjährt nicht.

Der Mann hatte gestanden, die Frau vergewaltigt zu haben - an den Rest könne er sich aber nicht erinnern. Er soll sich an dem 4. Januar vor 30 Jahren mehrere Stunden lang in der Innenstadt herumgetrieben und sein Opfer zufällig ausgewählt haben. Die Frau stieg um zwei Uhr nachts vor einem Club gerade in ihr Auto. Der Mann soll sie mit einem Schraubenzieher bedroht und gezwungen haben, in ein abgelegenes Waldstück zu fahren. Dort stach er wild auf sie ein.

Die Ermittler hatten wenig Hoffnung, den Fall noch aufzuklären. Sie hatten insgesamt 1100 Spuren ausgewertet, ohne Erfolg. Vor zwei Jahren, 28 Jahre nach der Tat, hatte sich die Kriminalpolizei Aschaffenburg noch einmal die Akten des Falls vorgenommen. Das Landeskriminalamt fand vor einem Jahr mit einer neuen, aufwendigen Mikrospurenmethode einen Treffer.

Die DNA an "einer Abklebung der Rückbanklehne, hinten rechts" sei identisch mit der des nun Verurteilten. Der hatte 2004 seine damalige Frau vergewaltigt. Seither war seine DNA in der Polizeidatenbank registriert.

Die heute 52 Jahre alte Frau verfolgte die Urteilsverkündung im Gerichtssaal. Sie hatte die Tat nach mehreren Operationen nur knapp überlebt. Im Prozess hatte sie gesagt, es sei "ein bisschen auch befreiend, jetzt hier sein zu können". Ihr müsse "nichts peinlich sein, ihm muss es peinlich sein", davon sei sie inzwischen überzeugt.

© SZ.de/dpa/prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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