Arcandor-Insolvenz:Meine Quelle - Bayern stützt Versandhaus

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Versandriese Quelle kann weitermachen, der Katalog gedruckt werden: BayernLB und andere Banken geben Großkredite.

M. Szymanski, K. Stroh und A. Ramelsberger

Das schwer angeschlagene Versandhaus Quelle kann weiterarbeiten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg teilte am Freitagabend mit, ein Bankenkonsortium habe nötige Zwischenkredite grundsätzlich zugesagt.

(Foto: Foto: AP)

"Die Weiterführung von Quelle ist gesichert." Quelle kann auch seinen Winterkatalog drucken lassen - dank einer 20-Millionen-Bürgschaft der bayerische Staatsregierung.

Der Freistaat Bayern und die Bundesregierung haben eine Lösung gefunden, wie sie den Geschäftsbetrieb des insolventen Versandhauses Quelle über Sommer und Herbst aufrechterhalten können. Mitwirken sollen dabei auch die Quelle-Hausbank Valovis sowie die Bayerische Landesbank und vermutlich die Commerzbank.

"Der Bund sitzt bei der Garantieerklärung für Quelle mit im Boot und beteiligt sich auch an der Konstruktion des Überbrückungskredits", erklärte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon am Freitag der Süddeutschen Zeitung. "Wir glauben, dass Quelle die Chance für einen Neuanfang hat.'"

Quelle wäre ohne die Mitwirkung seiner Hausbank Valovis quasi geschäftsunfähig. Die in Essen sitzende Valovis übernimmt seit Jahrzehnten das Inkasso, die Buchhaltung und alle finanziellen Dienstleistungen für Quelle. Ohne diese Bank ist Quelle handlungsunfähig. Doch seit das Versandhaus mit seiner Mutter Arcandor in die Insolvenz gegangen ist, darf Valovis keine Geschäfte mehr mit Quelle machen.

Die Bank gehört nicht zur Insolvenzmasse des Arcandor-Konzerns, sondern zählt zum Karstadt-Quelle-Pensionsfonds. Sie ist zum Großteil eine Pfandbriefbank, etwa 15 Prozent ihres Geschäfts aber macht Quelle aus.

Wenn diese Bank nicht läuft, ist auch der Druck des Quelle-Katalogs sinnlos, auf den sich der Bund und Bayern in einer Nachtsitzung am Donnerstagabend verständigt haben. "Wenn das Inkasso nicht mehr funktioniert, dann wäre der Katalog über Nacht Altpapier", sagt ein Beteiligter. Und dann wären die 20 Millionen Euro, die der Staat dafür garantiert, rausgeworfenes Geld - ebenso wie die zusätzlichen 30 Millionen Euro, die Valovis garantiert haben will, weil es in dieser Größenordnung mit Zahlungsausfällen von Kunden rechnet.

Diese insgesamt 50 Millionen Euro sollen von einem Konsortium aus Valovis, BayernLB und Commerzbank kommen. Bund und Länder stehen dafür gerade - 25 Millionen übernimmt der Bund, 21 Millionen Bayern und vier Millionen das Land Sachsen. Für Bayern geht es um 6000 Arbeitsplätze, für das Nachbarland Sachsen um 1000 Arbeitsplätze.

In einem zweiten Schritt zur Rettung von Quelle geht es um einen Überbrückungskredit in Höhe von 300 Millionen Euro. Valovis braucht zur Sicherstellung des Quelle-Geschäfts jeden Monat 100 Millionen Euro - von Juli bis Ende September. Von da an will die Bank offenbar gemeinsam mit einem französischen Bankenkonsortium das Geschäft von Quelle ohne Garantien des Staates selbständig weiterführen; so hat es die Bank zugesagt. "Die haben ein strategisches Interesse daran, dass Quelle funktioniert", sagt Fahrenschon. "Quelle ist ein Hauptkunde dieser Bank."

Für die 300 Millionen Euro wollen zum Teil der Bund und Bayern einspringen. Für 100 Millionen Euro steht Valovis selbst gerade, für 100 Millionen garantiert die Bayerische Landesbank und die letzte Tranche soll vermutlich die Commerzbank stemmen, an der der Bund beteiligt ist.

Die Kredite sind mit den Forderungen an die Quelle-Kunden abgesichert, die für ihre bestellten Waschmaschinen und Winterschuhe ja bezahlen. Die Quelle-Kunden galten bisher als besonders treu.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagte: "Es geht um eine Stützung des Finanzierungsmodells. Für uns ist wichtig, dass ein klares Signal von den Banken ausgeht."

Allerdings bleibe ein Restrisiko. "Wie sicher die Lösung ist, das kann keiner sagen. Das Unternehmen hat nun die Aufgabe, in den nächsten Monaten ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten."

In der Kabinettssitzung in München zeigte sich der Insolvenzverwalter nach Teilnehmerangaben zuversichtlich, Quelle bis Januar zu stabilisieren. Dann seien mehrere Varianten denkbar: Entweder Quelle sei allein überlebensfähig, oder es werde an Investoren verkauft. "An eine Abwicklung ist nicht gedacht", hieß es weiter, "sonst würde kein Winterkatalog gedruckt, sondern ein Ausverkaufskatalog".

© SZ vom 20.6.2009/bica/jja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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