Arbeitsmarkt:Weniger Virus, mehr Jobs

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Die Arbeitslosigkeit sinkt - aber auch die Zahl potenzieller Azubis

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Arbeitslosenzahlen und Inzidenzwerte entwickeln sich derzeit tendenziell in dieselbe Richtung: nach unten. Insgesamt 268 884 Personen galten im Mai in Bayern als arbeitslos. Das waren 13 298 Menschen oder 4,7 Prozent weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank leicht um 0,1 Punkte auf durchschnittlich 3,6 Prozent. "Dies zeigt, dass sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Bayern von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nach und nach erholen", teilte Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU) am Dienstag mit. Eine gute Nachricht - und doch eine unter gewissen Vorbehalten.

Das liegt auch daran, dass sich der positive Trend mit den negativen Zahlen nicht überall in der Statistik findet, welche die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit monatlich erstellt. Problematisch bleibt zum Beispiel die Lage am Ausbildungsmarkt. Wie schon im vergangenen Jahr fielen zuletzt vielerorts Berufsmessen und Praktika aus. Das erschwert die Vermittlung von Lehrlingen. Einige Unternehmen strichen auch krisenbedingt Ausbildungsplätze: Von Oktober 2020 bis Mai 2021 wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 86 940 Berufsausbildungsstellen gemeldet - ein Rückgang von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerber sank ebenfalls, um 11,8 Prozent auf 54 473. Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bayern warnt zudem, dass fast eine Million Menschen hierzulande zu Niedriglöhnen arbeiteten. Gerade Beschäftigte in prekären Verhältnissen "brauchen jetzt dringend Perspektiven auf gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung und betriebliche Mitbestimmung".

Generell ist die Belebung am Arbeitsmarkt eng mit der Entspannung der pandemischen Lage verknüpft - und so gesehen unter ständigem Virus-Vorbehalt. Unter anderem wegen Fortschritten beim Impfen und Lockern von Corona-Maßnahmen fuhren zuletzt viele Firmen ihren Betrieb wieder hoch. In der Folge stieg die Zahl der offenen Stellen auf rund 108 000. In einigen Branchen aber dürften die Auswirkungen der Krise noch längere Zeit spürbar sein: so im Gastgewerbe, wo 11,3 Prozent beziehungsweise 21 600 Menschen weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren als im Vorjahr. Auch verglichen mit dem Mai 2019 - also vor Corona - ist die Arbeitslosigkeit in Bayern branchenübergreifend weiter deutlich erhöht. Damals waren im Freistaat 201 226 Menschen arbeitslos gemeldet, 33,6 Prozent weniger als im Mai 2021.

© SZ vom 02.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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