Arbeitsmarkt:Land der Vollbeschäftigung

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Die Arbeitslosenquote sinkt in Bayern erstmals seit 20 Jahren auf drei Prozent

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai weiter gesunken: Zuletzt waren bayernweit 221 049 Menschen als arbeitslos gemeldet. Das sind rund 10 600 Personen oder 0,2 Prozentpunkte weniger als noch im April. Die Arbeitslosenquote sank damit erstmals auf drei Prozent - der niedrigste Wert seit Einführung der aktuellen Berechnungsmethode vor 20 Jahren. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einer "Traummarke": Es herrsche Vollbeschäftigung im Freistaat.

Die Rekordquote lässt sich vor allem auf die anhaltend gute Wirtschaftslage und die Einstellungsbereitschaft der Betriebe zurückführen. Davon profitieren laut Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur alle Personengruppen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen etwa verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 6363 Personen, rund zehn Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 1,7 Prozent. "In Anbetracht der guten Ausgangslage ist es umso wichtiger, die Beschäftigungsfähigkeit aller Erwerbspersonen intensiv zu fördern", sagte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. "Nur wenn alle erwerbsfähigen Menschen vom starken Arbeitsmark in Bayern profitieren, kann auch der hohe Bedarf an Fachkräften in Bayern langfristig gedeckt werden." Tatsächlich ist der Arbeitsmarkt in einigen Gegenden bereits wie leergefegt: In Eichstätt liegt die Arbeitslosenquote bei 1,4, in Erding und Neumarkt in der Oberpfalz bei 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in beinahe allen Branchen mehr Stellen. Mit fast 40 Prozent fällt das Plus in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie besonders groß aus. "Die Unternehmen suchen einerseits mehr Arbeitskräfte und benötigen andererseits immer länger, um diese zu finden", sagte Holtzwart. Nur in der öffentlichen Verwaltung, im Bereich Erziehung und Unterricht sowie in der Finanz- und Versicherungsbranche wurden weniger Stellen als vor einem Jahr gemeldet.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern sieht eine "besorgniserregende Entwicklung" bei Zweit- und Drittjobs. Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge sind inzwischen bayernweit 2,3 Millionen Menschen in einer atypischen Beschäftigungsform tätig, etwa in Teilzeit oder als Leiharbeiter. Viele Teilzeitkräfte würden indes gerne mehr arbeiten, "auch um die eigene Absicherung im Alter zu verbessern", sagte Mattias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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