Soziale Ungleichheit:Gefahr von Altersarmut ist in Bayern bundesweit am größten

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In Bayern sind 21,8 Prozent der Seniorinnen und Senioren von Altersarmut bedroht, vor allem Frauen. (Foto: imago images/imagebroker)

Laut dem Sozialverband VdK ist fast jeder vierte Mensch ab 65 von Armut bedroht - besonders betroffen sind Frauen. Präsidentin Bentele wirft CSU und Freien Wählern einen herablassenden Umgang mit Bürgergeld-Empfängern vor.

Senioren in Bayern sind deutschlandweit laut dem Sozialverband VdK am stärksten von Armut bedroht. 21,8 Prozent der Menschen ab 65 im Freistaat seien im vergangenen Jahr armutsgefährdet gewesen, sagte die Präsidentin des VdK Bayern, Verena Bentele, bei der Jahrespressekonferenz am Mittwoch in München. Bundesweit seien es 17,5 Prozent gewesen.

Ein besonders hohes Armutsrisiko haben in Bayern ältere Frauen. Ihr Anteil lag sogar bei 24,5 Prozent. Das weiß-blaue Idyll, das die bayerische Staatsregierung gern zeichne, habe auch seine grauen Seiten, sagte Bentele.

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Sie kritisierte die Staatsregierung vor allem für ihre am Dienstag beschlossene Bundesratsinitiative für eine grundlegende Reform des Bürgergeldes. Es mache sie fassungslos, wie herablassend über Menschen mit wenig Geld und schlechten Perspektiven gesprochen werde. Ihnen werde ein grundsätzliches Misstrauen entgegengebracht.

Das Mantra der Staatsregierung sei: "Arbeit muss sich lohnen." Dies unterstreiche sie jederzeit, sagte Bentele. Aber: "Arbeit lohnt sich dann, wenn sie gut bezahlt wird." Hier sieht sie Nachholbedarf in Bayern. Denn: Rund 1,1 Millionen Beschäftigungsverhältnisse im Freistaat lägen unter der Schwelle von 12,50 Euro, sagte Bentele. Um den Abstand zwischen Lohn und Bürgergeld zu vergrößern, dürfe nicht das Bürgergeld abgesenkt werden, sondern der Mindestlohn müsse auf mindestens 14 Euro angehoben werden.

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Der Niedriglohnsumpf könne außerdem ausgetrocknet werden, wenn es ein Tariftreuegesetz in Bayern geben würde, sagte Bentele weiter. Wenn Arbeit besser bezahlt würde, dann müssten nicht so viele arbeitende Menschen Bürgergeld zum Aufstocken beziehen.

Sozialministerin Ulrike Scharf hatte am Dienstag nach der Kabinettssitzung die Bundesratsinitiative für eine Bürgergeld-Reform damit begründet, dass die Sozialleistung falsche Anreize setze. In Bayern beziehen derzeit laut Ministeriumsangaben rund 445 500 Menschen Bürgergeld.

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