DNA-Spuren:Mord an Prostituierter nach 25 Jahren vor Gericht

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Ein Vierteljahrhundert nach dem Gewaltverbrechen an einer Prostituierten aus Augsburg wird der Fall ab dem 06.12.2018 vor Gericht verhandelt. (Foto: dpa)
  • Ein heute 50-Jähriger steht in Augsburg vor Gericht, weil er 1993 eine Frau umgebracht haben soll. Zudem ist er wegen einer Vergewaltigung angeklagt.
  • Im vergangen Jahr hatten Ermittler eine Gruppe gebildet, um den bis dahin ungeklärten Fall zu lösen.
  • Im November 2017 wurde der Angeklagte aufgrund neuer Spuren verhaftet - dabei sollen auch DNA-Spuren eine Rolle gespielt haben.

Ein Vierteljahrhundert nach dem Gewaltverbrechen an einer Prostituierten aus Augsburg wird der Fall von Donnerstag an vor Gericht verhandelt. Ein heute 50 Jahre alter Mann soll die Frau im September 1993 umgebracht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm nicht nur Mord vor. Er ist auch angeklagt, weil er im Jahr 2017 eine Frau aus seinem privaten Umfeld vergewaltigt haben soll. Der Mann hat in den Verhören allerdings bestritten, mit dem Tod der 36 Jahre alten Prostituierten etwas zu tun zu haben.

Die Strafkammer des Augsburger Landgerichts hat bis Ende April 31 Sitzungstermine festgelegt. "Die große Anzahl der Verhandlungstage ergibt sich daraus, dass die Kammer eine Vielzahl von Beweisen bewerten muss", erklärte Gerichtssprecher Claus Pätzel. So sollen 124 Zeugen und drei Sachverständige vernommen werden.

Urteil
:Leiche am Feringasee: Angeklagter muss lebenslang in Haft

Das Münchner Gericht stellte außerdem eine besondere Schwere der Schuld fest. Der Angeklagte hatte gestanden, seine Freundin getötet und ihre Leiche am Feringasee verbrannt zu haben.

Von Susi Wimmer

Die Kriminalpolizei hatte den Angeklagten im November 2017 aufgrund neuer Spuren im Fall der ermordeten 36-Jährigen festgenommen. Die Ermittler hatten im vergangenen Jahr eine Ermittlungsgruppe gebildet, um den sogenannten Cold Case zu lösen. Auch neue DNA-Spuren sollen bei der Lösung des Falls eine Rolle gespielt haben. Details zu dem Verbrechen nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

Nach der Berichterstattung aus den Neunzigerjahren hatte ein Teenager am 25. September 1993 die Leiche der Frau bei einem Spaziergang in einem Straßengraben in Gessertshausen (Landkreis Augsburg) entdeckt. Neben der erschlagenen Frau lag ein 20 Zentimeter langer Möbelfuß aus Holz, mutmaßlich die Tatwaffe. Die Polizei ging davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort war.

Immer wieder rollt die Kripo alte, ungeklärte Mordfälle auf, die sogenannten Cold Cases. Wie nun in Augsburg war im Mai dieses Jahres ein Fall in Aschaffenburg vor Gericht gekommen, der gut 30 Jahre zurücklag. 1988 hatte ein Mann in einem Wald bei Aschaffenburg eine Frau über Stunden vergewaltigt, mit einem Schraubenzieher schwer verletzt und anschließend verscharrt. Die damals 22-Jährige überlebte den Angriff und konnte sich an eine Straße schleppen, wo sie gefunden wurde. Auf die Spur des Mannes, der dann wegen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, war die Kripo durch moderne Auswertungsmethoden einer DNA-Spur gekommen.

© SZ vom 04.12.2018 / SZ, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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