Landshut:Rent a Nikolaus, aber rechtzeitig

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Mit Mitra und Bischofsstab kommt der Heilige Nikolaus zu den Kindern. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

In gut vier Wochen muss wieder ein verkleideter Heiliger her. Damit dabei nichts schiefgeht, können potentielle Bischöfe sogar ein Diplom erwerben.

Glosse von Johann Osel

Die ersten Schokonikoläuse des Jahres lagen im Supermarkt, als noch eher Sonnencreme und Grillkohle gekauft wurden. Jetzt, gut vier Wochen vor dem Nikolaustag, ist es aber durchaus angebracht, sich Gedanken zu machen. Und das sollte man tunlichst tun, wenn es um echte Exemplare geht, um Mietnikoläuse. Eltern könnten natürlich Onkel oder Opa bitten, sich zu kostümieren; doch derlei Pläne sollen zuweilen schiefgegangen sein, weil das Kind den Verwandten sofort am Raucherhusten oder Sprachfehler erkannte.

Also einen Heiligen anheuern. Neben kommerziellen Anbietern und Vereinen stellt wohl das Gros der Nikoläuse in Bayern die katholische Kirche selbst. Damit da alles klappt, konnte man neulich in Landshut ein "Nikolaus-Diplom" erwerben. Der Kurs zielt laut Jugendseelsorger Andreas Steinhauser auf zweierlei ab: So soll Teilnehmern vermittelt werden, dass sie "nicht der Coca-Cola-Weihnachtsmann" sind. Ein wenig Wissen brauche man über die historische Figur, den barmherzigen Bischof und sein "leuchtendes Beispiel des Helfens in der Not".

Zudem geht es um die Praxis: Was macht man, wenn Kinder weinen oder wenn im Wohnzimmer partout der Fernseher läuft? Was dem Experten, der sich seit zwölf Jahren den Rauschebart umschnallt, als Trend auffällt: Geschenke werden oft üppiger; statt Naschwerk musste er schon Laptop und Snowboard ausliefern. Das landläufige Lamento, wonach Kinder stets frecher werden, kann er nicht bestätigen. Lausbuben gab's eh immer. Der Autor dieser Kolumne zum Beispiel sollte einst den Stab halten und raunte dann rasch den Nikolaus an: "Da, nimm deinen Stab wieder!"

Trotz des schmalen Zeitfensters für all die Termine - 5. und 6. Dezember, meist früher Abend - klappt die Versorgung in Landshut gut. In einigen Ecken Bayerns war über die Jahre aber schon von "Nikolausmangel" zu lesen und von Aufrufen zur Nachwuchsfindung. Auch Frauen seien erwünscht, hieß es, sogar glattrasierte Männer. Dass seit 2015 viele bärtige Männer ins Land kamen, hilft der Zunft aus nachvollziehbaren Gründen ohnehin nichts. Auf Facebook klagen aktuell bereits manche Eltern über Absagen und rätseln, ob sie in ihrer Region zu spät dran sind. Ganz anders die erste Mutter, die heuer bei Herrn Steinhauser angerufen hat - im August.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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