Energieversorgung:Gaskraftwerk als Reserve

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Neue Anlage soll Stromnetz in Notlagen stabilisieren

Von Christian Sebald, München

Der Stromversorger Uniper wird in Bayern ein neues Gaskraftwerk bauen. Die Anlage mit einer Leistung von 300 Megawatt wird in Irsching bei Ingolstadt errichtet, wo Uniper bereits zwei Gaskraftblöcke betreibt, die allerdings seit mehreren Jahren praktisch stillstehen. Der Grund: Die Stromproduktion aus Gas ist derzeit so teuer, dass die Turbinen unrentabel sind. Das neue Gaskraftwerk wird deshalb auch keine Energie für den Strommarkt produzieren. Als sogenanntes "besonderes netztechnisches Betriebsmittel" dient es ausschließlich als Sicherheitspuffer für die Stabilität des Leitungsnetzes in besonderen Notlagen. "Die Anlage ist gleichsam die Feuerwehr, die zum Einsatz kommt, wenn ansonsten die Stromversorgung zusammenbrechen würde", sagt eine Sprecherin des Netzbetreibers Tennet. Der Netzbetreiber hat Uniper, das eine Abspaltung des vormaligen Energieriesen Eon ist, am Mittwoch den Zuschlag für Bau und Betrieb des neuen Kraftwerks gegeben.

Das neue Gaskraftwerk ist eine von insgesamt vier Anlagen, die in Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen als Notreserve errichtet werden sollen. Sie sollen von 2022 an zur Verfügung stehen. Die Kraftwerke sind einzig dazu gedacht, bei drohenden Netzausfällen kurzfristig hoch- und dann gleich wieder heruntergefahren zu werden, um das Leitungsnetz zu stabilisieren und großflächige Stromausfälle zu vermeiden. Solche Kraftwerke sind wegen des immer höheren Anteils an Wind- und Sonnenstrom in den Leitungsnetzen nötig. Bei Flaute und trübem Wetter kann der Anteil dieser beiden erneuerbaren Energien in den Netzen schnell einbrechen. Dann müssen die neuen Gaskraftwerke einspringen, um die Stabilität der Netze und die Sicherheit der Stromversorgung zu garantieren.

"Ich freue mich, dass Uniper den Zuschlag in der Ausschreibung für ein ,besonderes netztechnisches Betriebsmittel' bekommen hat", sagte Eckhardt Rümmler, Mitglied des Uniper-Vorstands, "Gaskraftwerke sind aufgrund ihrer hohen Flexibilität ideal, um den zunehmenden Anteil an nicht steuerbarer Stromerzeugung aus wind- und Solarenergie auszugleichen." Der Betrieb der Anlagen ist allerdings auf zehn Jahre befristet. Dann sollen die Leitungsnetze vor allem von Norddeutschland nach Süddeutschland so sicher sein, dass sie nicht mehr benötigt werden. Die beiden vorhandenen Gaskraftwerke in Irsching zählen zwar zu den effizientesten weltweit. Allerdings erfüllen sie nicht die Anforderungen, damit sie als Notreserve dienen könnten.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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