Autotest Porsche gegen Toyota:Der Verstand sagt Cayman, das Herz sagt Supra

Lesezeit: 3 Min.

Platzhirsch gegen Wiedereinsteiger: Porsche 718 Cayman S und Toyota Supra im Vergleich (Foto: N/A)

Nach 17 Jahren bringt Toyota wieder einen Sportwagen auf den Markt. Und schon beim Einsteigen zeigt sich: Das Warten hat sich gelohnt.

Von Jan Schmidbauer

Geduld muss man schon haben als Anhänger dieser Auto-Ikone. Nicht, weil der Toyota Supra ein langsames Fahrzeug wäre. Das war er nie. Aber es hat immerhin 17 Jahre gedauert, bis die Japaner wieder einen Sportwagen auf den Markt gebracht haben, der diesen Namen trägt. Heute, wo bei den meisten Herstellern ein Facelift das nächste jagt, ist das eine kleine Ewigkeit.

Nun steht der Supra in den Läden und stellt sich dem Vergleich mit der Konkurrenz. Bekommt man mit ihm mehr Sportwagen fürs Geld? Mehr als beim Kauf eines Porsche 718 Cayman S, dem hochpreisigen Platzhirschen in dieser Fahrzeugkategorie?

Der Supra sieht innen fast genauso aus wie ein BMW. (Foto: Toyota)

Was sich bereits beim Platznehmen sagen lässt: Das lange Warten auf den Supra hat sich gelohnt. Im Innenraum ist deutlich zu spüren, dass Toyota dieses Auto gemeinsam mit BMW entwickelt hat (dort heißt das Auto Z4). Bei der Menüführung, bei den vielen Knöpfen, ja sogar beim Zündschlüssel hat sich Toyota in bayerischen Regalen bedient.

Natürlich raubt das dem Supra ein bisschen von seiner Eigenständigkeit. Dass man nicht in einem bayerischen Coupé sitzt, sondern in einem japanischen Auto, erkennt man höchstens noch am Toyota-Logo auf dem wulstigen Lenkrad. Dafür überzeugt der Innenraum mit bewährter Verarbeitungsqualität und einer einfach zu bedienenden Technik.

Der Porsche 718 Cayman S (Foto: Porsche)

Wobei wir schon bei einer der wenigen Gemeinsamkeiten sind, die der Supra mit seinem Konkurrenten aus Stuttgart-Zuffenhausen hat. Auch der Porsche zeigt im Innenraum kaum Schwächen, ist sogar noch hochwertiger verarbeitet und zudem etwas übersichtlicher. Abgesehen davon sind diese beiden Autos aber grundverschieden. Das erkennen auch Auto-Laien schon beim ersten Blick von außen: Während der Supra mit seiner verspielten Linienführung und Merkmalen wie dem Formel-1-artigen Heck-Diffusor geradezu nach Aufmerksamkeit schreit, kommt der Porsche für einen Sportwagen fast schon bieder daher, besonders in der grauen Testwagenfarbe.

Der Innenraum des Cayman ist so, wie man es von Porsche kennt: Funktional und hochwertig. (Foto: Porsche)

Noch gravierender sind die Unterschiede beim Antrieb. Die Leistung fällt mit 350 PS (Porsche) und 340 PS (Toyota) zwar nahezu identisch aus, ebenso die Beschleunigungswerte von 4,4 Sekunden (Porsche) und 4,3 Sekunden bis Tempo 100 (Toyota). Im Cayman kommt die Kraft jedoch aus einem Boxer-Mittelmotor mit nur vier Zylindern. Im Supra arbeitet dagegen ein Sechszylinder-Frontmotor, der ebenfalls aus dem BMW-Regal kommt.

Hier kommt die wohl größte Stärke des Supra zum Vorschein. Sechs Zylinder klingen einfach besser als vier Zylinder, an dieser Tatsache scheinen auch die besten Sounddesigner nicht rütteln zu können. Zwar überzeugt der Porsche mit seinem straffen Fahrwerk und einer ultrapräzisen Lenkung, wie man sie schon aus dem großen Bruder 911 kennt. Ein beherzter Tritt aufs Cayman-Gaspedal lässt einen Teil der Begeisterung aber schnell verpuffen. Ein Sportwagen hört sich anders an.

Auch von Außen sieht man dem Supra an, was den Fahrer erwartet: Ein lautes, schnelles Auto. (Foto: Toyota)

Der Cayman röchelt nicht so schön wie der 911, er dröhnt blechern vor sich hin. Auch in höheren Drehzahlbereichen ändert sich daran nicht viel. Natürlich ist der Wechsel von sechs auf vier Zylinder zeitgemäß. Er ist ein Tribut an die immer strengeren Verbrauchsvorschriften - Stichwort Downsizing. Schade ist es aber schon.

Im Supra herrscht dagegen eine beeindruckende Klangkulisse - wenn man es mal schneller angehen kann. Der 340-PS-Motor, der ebenfalls von BMW kommt, ist bei zahmer Gangart noch zurückhaltend, dreht dann aber kernig hoch. Auch die Automatik verdirbt die Freude daran nicht. Der Motor harmoniert perfekt mit der schnell schaltenden Achtgang-Box, die man ebenfalls aus BMW-Modellen kennt. Süddeutsche Technik im japanischen Gewand - das hat schon was.

Der Porsche gibt sich deutlich zurückhaltender. Vor allem in grau fällt er im Vergleich zum Japaner kaum auf. (Foto: Porsche)

Nüchtern betrachtet ist der Porsche der ausgereiftere Sportwagen. Gäbe es ein Klassenzimmer für Autos, der Porsche wäre wohl der Streber, der Toyota eher der Sprücheklopfer, wobei bei diesem Auto durchaus was dahinter ist. Der Cayman hat - auch dank des mittig platzierten Motors - einen viel höheren Grenzbereich. Im Toyota reicht es schon, eine Auffahrt etwas zackig hochzufahren. Schon beginnt das Heck zu wedeln und die Fahrhilfen teilen einem mit: So nicht! Den Porsche werden "Normalfahrer" dagegen nur mutwillig aus der Ruhe bringen können. Der Cayman wirkt kühler, vielleicht auch etwas langweiliger als der Supra. Aber es ist schon beeindruckend, wie schnell man dieses Auto bewegen kann, ohne schwitzige Hände zu bekommen.

So viel Perfektion muss man sich leisten können. Der Porsche kostet (mit Automatikgetriebe ausgestattet) fast 71 000 Euro. Der Toyota startet bei knapp 63 000 Euro und lässt sich für vergleichsweise kleines Geld ziemlich gut ausstatten. Für nur 2000 Euro Aufpreis gibt es ein so genanntes Premiumpaket, inklusive Head Up-Display, Soundsystem und Ledersportsitzen. Setzt man bei Porsche all diese Kreuze in der Ausstattungsliste, wird es schnell richtig teuer. Immerhin dürfte der wohl höhere Wiederverkaufswert das Gewissen von Porsche-Interessenten beruhigen. Womit man auch schon zu einem Fazit kommt, das nach der Ausfahrt mit beiden Autos stehen bleiben kann: Der Verstand sagt Cayman, das Herz sagt Supra.

Der Wagen wurde der Redaktion zu Testzwecken vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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