Er läuft und läuft und läuft: So nostalgisch, wie der VW-Käfer-Werbeslogan aus den 1960er-Jahren klingt, fühlt man sich heute in manchem alten Diesel-Taxi. Einige der unverwüstlichen Lohnkutschen haben mehr als eine halbe Million Kilometer auf der Uhr. Gut für die Umwelt ist das nicht, egal ob die Stinker mit Benzin oder Diesel befeuert werden. Besser für die Atemwege sind natürlich Elektroautos.
Dass immer noch so wenige E-Autos in Deutschland fahren, liegt vor allem an ihrem Preis. Zwar ist die Differenz zu vergleichbaren Verbrennern geringer als noch vor wenigen Jahren, aber immer noch deutlich. Und dann ist da diese Furcht der Ingenieurs-Nation, die gerne langfristig denkt: Wie lange halten diese neuartigen Autos? Wie geht es dem Akku nach zehn Jahren und vielleicht 150 000 Kilometern? Bislang gibt es kaum Antworten darauf, weil es nicht viele E-Autos mit entsprechender Historie gibt.
Elektromobilität:Klimabilanz von E-Autobatterien ist besser als gedacht
Aufwendige Produktion, kaum ökologische Vorteile gegenüber Verbrennern: Zu diesem Studien-Ergebnis kamen schwedische Forscher 2017. Nun haben sie noch mal neu gerechnet.
Hier könnte jedoch ein Blick nach Kalifornien helfen. Eine kleine Verleihfirma namens Tesloop hat ausschließlich Elektroautos der Marke Tesla im Angebot. Sie sind im Dauereinsatz zwischen Los Angeles und San Diego unterwegs, einige haben sensationelle 500 000 Meilen absolviert. Das sind stattliche 800 000 Kilometer. Und sie laufen und laufen und laufen.
"Die Autos sterben nie aus Altersgründen", sagte der Tesloop-Gründer Haydn Sonnad dem Internetportal Quartz: "Der Antriebsstrang hält praktisch ewig." Das ist für den deutschen Autofahrer erst mal schwer vorstellbar, denn bei seinem Handy lässt die Laufzeit nach zwei Jahren spürbar nach. Der Unterschied liegt in der Größe der Akkus. In eine Tesla-Batterie passt 5000 bis 10000 Mal so viel Energie wie in ein Handy. Die Energieverwaltung in diesem riesigen Stromspeicher wird von einer Software gesteuert, die auf lange Lebensdauer ausgelegt ist. Tesla gibt acht Jahre oder 160 000 Kilometer Garantie. Doch in der Praxis, das zeigen die Wagen von Tesloop, könnte noch viel mehr drin sein.
Auch wenn die kleine Tesloop-Flotte nur erste Hinweise auf die mögliche Lebenserwartung der Energiespeicher geben kann und die Temperaturen in Deutschland weniger förderlich für Akkus sind als am Pazifik - die Erfahrungen aus Kalifornien könnten Folgen haben für die Gesamtkostenrechnung des peniblen Autokäufers.
Alte Diesel-Taxen mögen unverwüstlich sein, moderne Turbomotoren mit komplizierter Abgasreinigung sind es nicht. Eine Laufleistung von einer halben Million Kilometer werden die wenigsten heutigen Modelle erreichen. Sollten Elektroautos (zumindest jene mit großer Batteriekapazität) auch im kalten Deutschland länger durchhalten, wären sie insgesamt günstiger als Verbrennermodelle - selbst wenn die Anschaffung ein paar Tausender mehr kostet.
Und dann sind da noch die geringeren Verbrauchswerte und der günstigere Unterhalt: Bei Tesloop geben sie jedenfalls viel weniger für Wartung und Reparaturen aus, als es bei Verbrennern der Fall wäre. Statt auf Preisschilder zu starren, sollten deutsche Autokäufer also vielleicht ihre Perspektive erweitern. In der Gesamtbetrachtung dürften Elektroautos zumindest für Vielfahrer günstiger sein, als oft angenommen wird.