Stau zu Ferienbeginn:Von der Autobahn abfahren bringt nichts

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Am kommenden Wochenende beginnen in Bayern und Baden-Württemberg die Sommerferien. Das sorgt für Stau auf den Autobahnen. (Foto: dpa)

In zwei Bundesländern starten die Sommerferien - und Österreich sperrt wieder die Ausweichrouten für den Transitverkehr. Wo es eng wird und wie Sie dem Stau entgehen können.

Von Felix Reek

Pünktlich zum Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg spitzt sich der Transit-Streit zwischen Österreich und Deutschland zu. Entlang der viel befahrenen Strecken gen Süden gibt es strenge Fahrverbote, die es Urlaubern auch im Fall eines Staus untersagen, die Autobahn über eine einfache Landstraße zu verlassen. Der Verkehrsgipfel am Donnerstag soll die zerstrittenen Parteien wieder einander näherbringen, trotzdem ist mit erheblichem Verkehrsaufkommen zu rechnen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann fahre ich am besten los, wenn ich den Ferien-Stau vermeiden will?

"Erfahrungsgemäß sind der Montag und der Dienstag in der Hauptreisezeit nicht so staubelastet wie etwa Samstag oder Sonntag. Der Nachteil ist allerdings, dass dann auch wieder schwere Lkw unterwegs sind, die am Wochenende bis Ende August von den Autobahnen verbannt sind", sagt der ADAC. Generell ist es sinnvoll, frühmorgens vor der großen Reisewelle oder in der Nacht zu starten - allerdings nur, wenn der Fahrer gut ausgeruht ist.

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Auf welchen Strecken wird es am Wochenende vom 26. Juli an besonders voll?

Besonders viel Verkehr erwartet der ADAC hier:

  • Fernstraßen zu Nord- und Ostsee
  • A 1 Bremen - Hamburg - Puttgarden
  • A 3 Köln - Frankfurt - Nürnberg - Passau
  • A 5 Hattenbacher Dreieck - Frankfurt - Karlsruhe - Basel
  • A 6 Mannheim - Heilbronn - Nürnberg
  • A 7 Flensburg - Hamburg - Hannover - Kassel - Würzburg - Ulm - Füssen/Reutte
  • A 8 Karlsruhe - Stuttgart - München - Salzburg
  • A 9 Berlin - Nürnberg - München
  • A 61 Mönchengladbach - Koblenz - Speyer
  • A 81 Heilbronn - Stuttgart - Singen
  • A 93 Inntaldreieck - Kufstein
  • A 95/B 2 München - Garmisch-Partenkirchen
  • A 96 München - Lindau
  • A 99 Umfahrung München
Die ADAC Stauprognose für 26. bis 28. Juli. (Foto: obs)

Darüber hinaus ist im benachbarten Ausland mit hohem Verkehrsaufkommen zu rechnen. Besonders die Autobahnen zu den italienischen, französischen und kroatischen Küsten dürften überfüllt sein, sowie die Tauern-, Fernpass-, Brenner-, Karawanken- und Gotthard-Route.

Welche Fahrverbote gibt es in Österreich?

Die Einschränkungen gelten bis zum 14. September und starten jeweils am Samstag um sieben Uhr. Sie enden am Sonntag um 19 Uhr. Gesperrt werden nicht nur die Auf- und Abfahrten der Autobahnen, sondern auch umliegende Straßenabschnitte. Dies gilt aber nur für den Transitverkehr, also Urlauber, die durch Tirol fahren, beispielsweise, um nach Italien zu gelangen. Touristen, deren Ziel entlang der Strecke liegt und die dort Urlaub machen wollen, können weiterhin abfahren. Eine Übersicht der gesperrten Abschnitte finden Sie in unserer Grafik. Die Blockabfertigungen von Lkw bei Kiefersfelden, die immer wieder für Stau um den Grenzübergang sorgen, finden am kommenden Wochenende nicht statt. Der nächste Termin ist Montag, der 29. Juli.

Derzeit ist nichts bekannt. Laut ADAC kann aber eine kurzfristige Änderung nicht ausgeschlossen werden.

Zeigen die Navigationsgeräte die Sperrungen an?

Die Sperrungen selbst zeigen Apps, externe und festverbaute Navigationsgeräte nicht an. Sie verzichten aber auf die bisherigen Ausweichrouten, die für den vermehrten Verkehr abseits der Autobahnen durch Tirol verantwortlich waren. "Soweit wir informiert sind, beteiligen sich alle Navigationsgeräte-Hersteller an dieser Aktion", sagt der ADAC. Zur Sicherheit bleiben Sie in den betreffenden Gebieten einfach auf der Autobahn. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.

Lohnt es sich, im Falle eines Staus von der Autobahn abzufahren?

"Nein", sagt Stauforscher Michael Schreckenberg. "Das ist meist völlig sinnlos." Er rechnet vor: "Bei einem Überlastungsstau haben Sie immer noch eine interne Geschwindigkeit von etwa zehn km/h. Das heißt, ein fünf Kilometer langer Stau kostet Sie eine halbe Stunde. Auf einer Ausweichroute jenseits der Autobahn ist der Zeitverlust dagegen unvorhersehbar." Abfahren sollten Urlauber nur, wenn die Polizei darauf hinweist oder der Verkehr wegen einer Vollsperrung zum Erliegen kommt.

Gibt es Fahrweisen, die den Stau begünstigen?

Der einleuchtendste Grund für einen Stau ist das Sättigungsproblem. Zu viele Autos sind zur gleichen Zeit unterwegs. Bei einer Geschwindigkeit von 80 bis 100 km/h sind das auf einer Strecke von einem Kilometer in einer Stunde 1500 bis 2500 Fahrzeuge pro Spur. Wird diese Zahl überschritten, kommt es zum Stau. Ein weiteres Problem ist die Fahrweise der einzelnen Verkehrsteilnehmer. "Zehn bis 20 Prozent aller Staus könnten wir uns ersparen, wenn sich die Menschen kooperativ verhalten würden", sagt Experte Michael Schreckenberg. "Würde sich alles gleichmäßig fortbewegen, fließt der Verkehr trotzdem." Das Problem ist, dass jeder sein eigenes Tempo fahren möchte. Verkehrsteilnehmer wechseln die Spuren, fahren zu dicht auf, müssen bremsen, wieder beschleunigen usw. Jede dieser Aktionen führt zu einer Gegenreaktion der anderen Verkehrsteilnehmer, der sogenannte Schmetterlingseffekt setzt ein. Das alles ist bekannt - wir lernen aber nichts daraus, weil der Stau erst hinter uns entsteht. "Am besten, jeder bliebe auf der eigenen Spur, dann ginge es für alle am schnellsten", sagt Schreckenberg.

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