Produktionsende des Land Rover Defender:Bye-bye, Landy

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Bald Geschichte: 2015 will Land Rover die Produktion des Defenders endgültig einstellen. (Foto: dpa-tmn)

Er hatte zuletzt noch 23.000 Käufer jährlich - 2015 soll es nun endgültig vorbei sein: Jaguar stellt den Bau des Land Rover Defender ein. Sein Nachfolger soll auch ein besonderes Auto werden, aber eben kein Defender.

Von Christian Zaschke, London

Jetzt hat es ihn also doch noch erwischt, im Jahr seines 65. Geburtstags. Seit Jahren heißt es immer wieder einmal, der legendäre Land Rover Defender würde in Kürze abgeschafft werden, weil er nicht mehr zeitgemäß sei. Da sich jedoch auch in jüngerer Vergangenheit jedes Jahr noch rund 23.000 Menschen dafür entschieden, eines der unbequemsten Autos der Welt zu erstehen, stellte der Konzern Jaguar Land Rover (JLR) den Wagen weiterhin her. Nun aber hat ein Sprecher verkündet, dass die Produktion im Jahr 2015 tatsächlich eingestellt werde. Definitiv.

Seit 1948 wird der Defender in England gebaut. Zunächst hieß er einfach Land Rover, seit Anfang der Neunzigerjahre wurde er Defender genannt, um ihn von anderen Land-Rover-Modellen abzuheben. Er hat den Luftwiderstand eines Omnibusses und ist fast so schwer wie ein Elefantenbulle. Dass JLR behauptet, der Wagen habe eine Federung, muss als britischer Humor verbucht werden. Er ist langsam und laut, im Innenraum zieht es, und ungeübte Fahrer haben nach einem kurzen Ausflug tagelang Muskelkater, weil sich das Kupplungspedal nur bewegt, wenn es mit brachialer Gewalt in den Boden getreten wird. Der Defender ist ein Wagen, den niemand kaufen würde, der alle Sinne beisammen hat, und genau deshalb eines der besten Autos der Welt. Seine Fans nennen ihn "Landy".

Probleme mit aktuellen EU-Richtlinien

JLR teilt mit, der Defender könne nicht mehr mit allerlei EU-Richtlinien in Einklang gebracht werden. Das hatte die Firma schon mehrmals verkündet und jeweils den baldigen Produktionsstopp in Aussicht gestellt. Doch diesmal, sagt ein Sprecher, sei es ernst. JLR werde ein anderes Modell ins Programm nehmen. Möglicherweise wird es sogar Defender heißen, aber es wird kein Defender mehr sein. Das Besondere an dem Auto ist ja, dass ein Modell aus dem Jahr 2013 im Wesentlichen genauso aussieht wie eins von 1948.

Die britische Königsfamilie hat von Beginn an Gefallen an den Gefährten gefunden. König George VI. begutachtete das erste Modell vor 65 Jahren mit Wohlwollen, seine Tochter Elizabeth II. ließ sich kurz nach der Thronbesteigung im Jahr 1952 einen Land Rover in den Palast liefern. Es gibt zahllose Fotos der Queen, die zeigen, wie sie einen Defender über ihre Anwesen in Sandringham oder Balmoral steuert.

Für britische Farmer gebaut, in die ganze Welt geliefert

Im Film "Tomb Raider" spielt der Defender Hauptdarstellerin Angelina Jolie mühelos an die Wand, im jüngsten James-Bond-Epos "Skyfall" stiehlt er allen anderen fahrbaren Untersätzen die Show. Die exzellente Sechzigerjahre-Fernsehserie "Daktari" über eine Tierstation in Afrika ist ohne Land Rover gar nicht vorstellbar. Dauernd wird in verbeulten Defendern irgendwo hingeknattert - vermutlich sieht der Wagen nirgends so gut aus wie in der afrikanischen Steppe. Dabei ist er ursprünglich für englische Farmer gebaut worden. Denen ist es seit jeher reichlich egal, dass der Wagen so unkomfortabel ist. Sie schätzen andere Qualitäten: Er kommt auch durch unwegsamstes Gelände, er ist geräumig wie eine Lagerhalle und zuverlässig. Von den rund zwei Millionen seit 1948 gebauten Defendern sind laut Hersteller noch rund 75 Prozent unterwegs. Ersatzteile sind auch für das Modell der ersten Stunde lieferbar.

Ein Nachfolger wird nicht vor 2016 erwartet. Zwar verspricht der Hersteller, dass auch das neue Auto etwas Besonderes sein werde, es wird allerdings mit großer Sicherheit bequemer und vor allem langweiliger sein. Offen ist, wo der neue Wagen gebaut wird. Da Jaguar Land Rover sich seit 2008 im Besitz der indischen Firma Tata Motors befindet, gilt es als möglich, dass die Produktion des Nachfolgers der britischen Geländewagen-Legende schlechthin auf den Subkontinent verlagert wird.

© SZ vom 10.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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