Weil die Nachfrage nach Elektroautos schneller steigt, als die Hersteller liefern können, sind die aktuellen Auslieferungszahlen irreführend. Der Hyundai Kona Elektro hat eine Lieferzeit von einem Jahr, auch ein neuer Smart Electric Drive ist nicht viel schneller zu haben. In den nächsten drei Jahren wollen allein die deutschen Autohersteller insgesamt hundert Elektromodelle auf den Markt bringen. Deshalb wird das Angebot an öffentlichen Ladesäulen absehbar nicht reichen. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gab es Ende 2018 über 16 000 Ladepunkte, davon knapp 2000 Schnelllader. Doch der allergrößte Teil der Ladevorgänge findet im privaten Bereich statt. Das ist der Hauptgrund, warum die Stromer außerhalb der großen Städte häufiger anzutreffen sind als in den Ballungszentren: Bewohner einer Etagenwohnung ohne Tiefgarage mit separater Stromversorgung schauen beim privaten Ladeanschluss in die Röhre.
Die Analysten von IHS Markit warnen deshalb vor einer Versorgungslücke, die die Verkehrswende ausbremsen könnte: Das Ausbautempo der europäischen Ladeinfrastruktur halte nicht Schritt mit der Elektro-Modelloffensive. Damit die Stromer auch auf Langstrecken ähnlich wie ein Verbrenner eingesetzt werden könnten, seien mehr Gleichstrom-Ladesäulen mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowatt nötig. Doch der Aufbau des entsprechenden Ionity-Netzes kommt nur schleppend voran. Von den projektierten 400 Ladestationen sind erst 56 in Betrieb, 46 befinden sich im Bau.
Zudem schreibt das Eichrecht ab 1. April eine Abrechnung anhand der getankten Kilowattstunden vor. Doch für Superschnelllader gibt es laut Ionity noch keine entsprechenden Messgeräte.