Konzeptstudien:Mut zur Utopie

Wenn mit Automobilbauern die Fantasie durchgeht, entstehen Concept Cars. Mit Computerbildschirmen, sechs Rädern und Atomantrieben. Zehn Autos, die ihrer Zeit weit voraus waren.

Von Florian Maier

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(Foto: Wieck)

Die IAA 2015 (17. bis 27. September) ist die größte europäische Bühne für die Autobranche. Die Hersteller nutzen sie nicht nur dazu, ihre neuen Serienmodelle im Rampenlicht zu präsentieren, auch Konzeptstudien sollen zeigen, wo die technologische und ästhetische Entwicklung hinführen könnte. Dass dieser Innovationsmut meist wieder verfliegt, wenn es um die Serienfertigung geht, ist eine andere Sache. Wir zeigen Ihnen zehn einflussreiche und publikumswirksame Concept Cars, die dieses Schicksal ereilte. Ford Seattle-ite XXI (1962) Mit dem Seattle-ite XXI sorgt Ford auf der Seattle World´s Fair 1962 für offene Münder. Das Concept Car aus der Feder von Alex Tremulis besitzt vier lenkbare Vorderräder. Als Antrieb dienen sollen theoretisch wahlweise Brennstoffzellen oder eine Art Miniatur-Atomreaktor. Gesteuert wird der Seattle-ite XXI per Touchpad, sämtliche Informationen zu Fahrzeug und Umwelt werden auf einem großen Computerbildschirm abgebildet.

Bertone Lancia Stratos Zero (1970)

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(Foto: SKI)

Motorshow Turin, 1970: Im Wettbieten mit Pininfarina zeigt Bertone ein Sportwagen-Konzept, das das Wort "Keilform" für Generationen im Autodesign definiert. Der Lancia Stratos Zero ist allerdings kein reines Design-Showcase, sondern ein fahrbereiter Prototyp - insofern man gelenkig genug ist, um den nur 84 Zentimeter hohen Sportwagen verletzungsfrei zu entern. Der Motor stammt vom Fulvia HF und leistet 115 PS. Der Name Stratos wird einige Jahre später zum Inbegriff des Rallyesports, das Keil-Design zum Markenzeichen von Lamborghini.

Peugeot Proxima (1986)

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(Foto: Brian Snelson / CC-by-2.0)

Peugeot nutzt 1986 sein Heimspiel auf der Paris Motor Show zur Präsentation des Proxima. Der viersitzige Allrad-Sportwagen wird von einem 600 PS starken Biturbo-V6 angetrieben. Der Einfluss des aufkommenden Computer-Zeitalters ist unübersehbar: radarbasierte Kollisionsverhinderung, schlüsselloser Zugang per Chipkarte, Auto-Diagnose-Funktion, 3D-Kartennavigation, Rückfahrkameras und ein quasi "allmächtiger" Bordcomputer schaffen eine aus heutiger Sicht treffende automobile Zukunftsprognose.

Audi Avus quattro (1991)

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(Foto: Audi)

Mit dem Avus quattro zeigt Audi auf der Motorshow in Tokio 1991 eine Hommage an die eigene Rennsport-Historie. Der Mittelmotor-Sportler sorgt nicht nur wegen der hochglanzpolierten Aluminium-Karosse für Aufsehen: Scherentüren, Double-Bubble-Dach und ein 509 PS starker W12-Motor lassen Auto-Enthusiasten frohlocken. Der Spurt auf 100 km/h dauert gerade einmal drei Sekunden, bei 340 km/h endet der Vortrieb. Die Alu-Karosserie wird 1994 mit der ersten A8-Generation in die Tat umgesetzt, das Mittelmotor-Konzept erst in Form des R8 im Jahr 2006 Realität.

Chrysler Atlantic (1995)

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(Foto: Wieck)

Retro-Design kommt im Laufe der 1990er Jahre zunehmend in Mode. Auch Chrysler beteiligt sich an diesem Trend und landet mit dem Atlantic Concept auf der Detroit Motorshow 1995 einen Publikumshit. Das vom Bugatti 57S Atlantic nicht nur namentlich inspirierte Coupé setzt optisch auf den Chic der 1930er Jahre. Angetrieben wird es von einem 360 PS starken 4,0-Liter-Reihenachtzylinder-Motor. Ursprünglich soll der Atlantic in Kleinserie gehen, doch dazu kommt es nicht. Im Jahr 2000 greift Chrysler mit dem PT Cruiser den Retro-Trend wieder auf.

Cadillac Sixteen (2003)

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(Foto: Cadillac)

Von 1930 bis 1940 produziert Cadillac mit dem V-16 das erste Serienauto mit sechzehn Zylindern. Sechzig Jahre später zollt der Sixteen seinem Urahn Tribut. Neben der vom Eldorado inspirierten Karosserie und jeder Menge Luxus im Inneren ist der Antrieb das Highlight des 2,2 Tonnen schweren US-Riesen: 13,6 Liter Hubraum, 16 Zylinder, 999 PS und ein maximales Drehmoment von 1355 Nm sorgen für einen Beschleunigungswert von 3,7 Sekunden. Dabei denken die Amerikaner sogar an die Umwelt: bis zu zwölf der 16 Zylinder lassen sich abschalten.

BMW M1 Hommage Concept (2008)

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(Foto: BMW)

Der von 1978 bis 1981 gebaute Supersportler M1 gehört zu den legendären Modellen des Münchner BMW-Konzerns. Anlässlich des 40-jährigen M1-Jubiläums präsentiert BMW 2008 eine Designstudie, die zeigt, wie ein modernes Pendant aussehen könnte. Einen Motor besitzt das Showcar nicht. Doch es befeuert die Rufe der Auto-Fans nach einer Neuauflage des BMW M1 - die bis heute auf sich warten lässt.

Opel Monza Concept (2013)

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(Foto: STG)

Auf der IAA 2013 kommt eine der größten Überraschungen von Opel: das Monza Concept. Zwar ist auf den ersten Blick klar, dass für das viersitzige Flügeltür-Coupé in dieser Form keine Chance auf eine Serienfertigung besteht - doch das tut der Faszinationskraft der Studie keinen Abbruch. Mit Reminiszenzen an alte, glanzvolle Opel-Zeiten (im Hintergrund der originale Opel Monza) verkörpert das Monza Concept für die angeschlagene GM-Tochter einen zuversichtlichen Blick in die eigene Zukunft. Das handgefertigte Messe-Exemplar verfügt über einen Hybridantrieb und jede Menge Internet-basierter Technologie.

Toyota FT-1 (2014)

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(Foto: SOM)

Das Toyota FT-1 Concept ist der Überraschungs-Star der Detroit Motorshow 2014. Ursprünglich für das Videospiel-Rennspektakel "Gran Turismo" konzipiert, soll die innen wie außen stark von der Formel 1 inspirierte Sportwagen-Studie das Markenimage der Japaner in Sachen Sportlichkeit aufpolieren. Gleichzeitig bietet der FT-1 auch einen - etwas überzeichneten - Ausblick auf eine mögliche Neuauflage des Toyota Supra.

Mercedes F-015 (2015)

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(Foto: STG)

Daimler präsentiert Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas die Zukunftsstudie F-015. Die zeigt, wie die Stuttgarter sich autonomes Fahren vorstellen: Angetrieben wird der F-015 von einer Kombination aus Brennstoffzellen und Elektromotoren, die Reichweite gibt Daimler mit circa 1100 Kilometern an. Das Highlight ist jedoch der Innenraum, der mehr an eine Lounge als an ein Auto erinnert. Drehbare Einzelsitze und jede Menge High-Tech sorgen dafür, dass den Insassen während der computergesteuerten Fahrt nicht langweilig wird.

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