Elektroautomesse Ecartec:Der Hype um die Elektromobilität ist vorbei

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Die Ecartec in München zeigt Trends und Entwicklungen im Bereich der Elektroautos. Doch nach dem Hype um die Stromer ist auf der Messe die Ernüchterung der Branche spürbar. Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen bringen. Das erscheint unrealistischer denn je.

Für manche Experten ist der Traum vom Elektroauto bereits ausgeträumt. Die Vorstellung von millionenfach verkauften Stromern könnte eine Vision bleiben, fürchten sie. Vor allem die Politik tue zu wenig, um die Rahmenbedingungen für E-Autos zu verbessern und vor allem Autokäufer von den Vorteilen der surrenden Autos zu überzeugen.

Auf der Münchner Fachmesse Ecartec trifft sich in dieser Woche vor allem die Zulieferbranche, um Trends und Entwicklungen vorzustellen. Vom Hype vergangener Jahre ist auf dem Gelände kaum etwas zu spüren. Die Antriebstechnik ist dabei nicht das größte Problem. Siemens hatte schon 1905 Elektroautos im Angebot. Auch später unternahm die Industrie immer wieder neue Anläufe. Bisher allerdings vergebens. Vor allem die geringe Reichweite, der wegen niedriger Stückzahlen hohe Preis oder die fehlende Infrastruktur schrecken Autokäufer ab.

Dabei tickt die Uhr: die Bundesregierung will bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straße bringen. Ein "anspruchsvolles Ziel", nennt es der Branchenverband der Elektroindustrie ZVEI in einer auf der Messe vorgestellten Studie zu den Aussichten für die eigenen Mitglieder. Und selbst wenn es klappt: Angesichts von derzeit deutlich mehr als 40 Millionen Autos auf deutschen Straßen wären die E-Autos noch immer eine Minderheit. Dabei gehen die Meinungen, ob zumindest dieses Ziel erreichbar ist, weit auseinander. Die Prognosen, wie viele Elektrofahrzeuge 2020 unterwegs sein werden, seien unterschiedlich: "Sie reichen von 0,4 bis 4,5 Millionen", schreibt der ZVEI. Die Krux: Für alles was über den Stadt- und Nahverkehr hinausgeht, reicht der reine Elektroantrieb nicht aus. In den letzten beiden Jahren wurden hierzulande nur rund 3000 E-Fahrzeuge angemeldet.

Die Branche hofft auf deutlich mehr Zulassungen ab 2017

"Die Elektromobilität ein Marathon, kein Sprint," sagt Matthias Wissman, Präsident des Branchenverbands der Automobilbauer VDA. Die Autobauer würden große Hoffnung in die Elektromobilität setzen und eine Menge Geld in die Technologie stecken. Das ist nicht ohne Risiko. Denn es müssen noch viele Probleme gelöst werden, vor allem bei Speicher, Batterien und Preis. Insgesamt, rechnet der VDA vor, verschlinge die Entwicklung der Elektromobilität rund 17 Milliarden Euro. Ab 2017, so hofft die Branche werden die Zulassungen hierzulande deutlich steigen.

Bis 2030 werden der Unternehmensberatung McKinsey zufolge 27 Prozent der weltweit produzierten Autos einen Elektroantrieb haben. Doch sicher sind auch die Berater nicht. Es könnten auch 15 oder 50 sein.

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Der ZVEI sieht in der Elektromobilität für die eigene Branche trotz der schwer vorherzusagenden Entwicklung Chancen, vor allem für Firmen, die bisher nicht in der Autoindustrie aktiv waren. Angesichts des technischen Wandels würden die Karten in der Zuliefererindustrie neu gemischt. Doch die Deutsche Industriebank IKB warnt in einem Papier für den Verband auch gleich vor überzogenen Erwartungen, da in der Autoindustrie scharfer Wettbewerb und Preisdruck herrsche. "Die Wiesen der Elektromobilität werden also vermutlich nicht grüner sein als die Wiesen anderer Absatzmärkte."

© süddeutsche.de/dapd/dpa/goro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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