Auto:VW kündigt neue E-Modelle aus Niedersachsen an

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Blick auf das Tor von Volkswagen Sachsen am Standort Zwickau. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die VW-Werke Wolfsburg und Hannover verlieren wichtige Leuchtturmprojekte, bekommen aber Ersatz. Ministerpräsident Weil sieht die niedersächsischen Standorte gestärkt.

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Wolfsburg/Hannover (dpa/lni) – Volkswagen ordnet die Belegung seiner Werke neu. In Wolfsburg soll statt des bisher geplanten Zukunftsmodells „Trinity“ nun ein neuer Elektro-Golf entstehen. Bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover soll eine eigene E-Transporter-Familie den Wegfall des bisher geplanten Oberklasse-Audi ausgleichen. Osnabrück wiederum erhält den Zuschlag für einen Elektro-Porsche, der dort nach dem Auslaufen der bisherigen Verbrenner anlaufen soll. Das teilten Unternehmen und Betriebsrat nach einer Aufsichtsratssitzung am Freitag in Wolfsburg mit. Konkrete Termine nannte VW noch nicht.

Der bisher geplante Neubau eines zweiten Werks in Wolfsburg für das Modell „Trinity“ wurde dagegen abgesagt. Das Zukunftsmodell soll nun stattdessen in Zwickau entstehen. „Trinity“ war ein Vorzeigeprojekt des früheren VW-Chefs Herbert Diess. Konzernchef Oliver Blume, der Diess vor einem Jahr ablöste, hatte den für 2026 vorgesehenen Start des Modells bereits kurz nach seinem Amtsantritt um mindestens anderthalb Jahre verschoben, um mehr Zeit für die Entwicklung der Software zu haben. Seither wurde in Wolfsburg auch geprüft, ob der Fabrik-Neubau noch nötig ist.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo zeigte sich trotz der Absage an den Neubau zufrieden mit den Beschlüssen. Schließlich bekomme Wolfsburg im Gegenzug neue Modelle, „darunter ein neuer Golf auf der SSP-Plattform“, die bis Ende des Jahrzehnts als neue Elektroarchitektur anlaufen soll. „Mit unseren jüngsten Entscheidungen steht nun fest, dass das Werk Wolfsburg mit seinen zentralen SSP-Produkten auch im Elektrozeitalter seine konzernweite Schlüsselrolle bei Technologie und Volumen behält – und zwar mit einer flexiblen, hochmodernen und wirtschaftlichen Fertigung im bereits bestehenden Werk“, sagte Cavallo der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“.

Laut Betriebsrat soll der Elektro-Golf das bisherige Modell ID.3 ablösen. Der ID.3 wird bisher in Zwickau und Dresden produziert, noch in diesem Jahr soll zusätzlich eine Endmontage in Wolfsburg starten. 2026 soll zudem ein Elektro-SUV in der Größe des VW Tiguan hinzukommen, hatte VW bereits Ende 2022 angekündigt. Der neue Elektro-Golf würde dann noch hinzukommen. VW sprach auf Nachfrage nur von einem „Planungsstand“, der sich noch ändern könne.

Das Bulli-Werk in Hannover verliert den Angaben zufolge das Oberklasse-Elektro-Modell von Audi, das hier ab 2026 gebaut werden sollte. Nach Angaben des Betriebsrats in Hannover soll VW Nutzfahrzeuge (VWN) stattdessen nun eine eigene Fahrzeugfamilie „Space“ entwickeln. Dafür erhalte VWN vom Konzern eine eigene Elektro-Plattform auf Basis der künftigen Konzernarchitektur SSP.

VWN-Betriebsratschef Stavros Christidis zeigte sich enttäuscht über den Abzug des Audi-Projekts. In der Belegschaft sei der Ärger darüber groß. „Die Perspektive einer VWN-Produktfamilie macht mich trotzdem zuversichtlich für die Zukunft“, sagte er der Betriebsratszeitung. „Diese Entscheidung stärkt unsere Eigenständigkeit im Konzernverbund, sichert die Standorte ab und gibt uns als Marke Handlungsspielräume, unser Geschäft in die Zukunft zu entwickeln.“ Laut einem VWN-Sprecher wird die Standortvereinbarung, die auch eine Beschäftigungssicherung enthält, bis mindestens 2032 verlängert. Bisher galt sie bis 2029.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch dem VW-Aufsichtsrats angehört, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen. „Ich begrüße die angekündigten Belegungen für die fahrzeugproduzierenden Werke in Niedersachsen“, sagte er. Die niedersächsischen VW-Werke könnten „mit den heutigen Weichenstellungen sehr optimistisch in die Zukunft blicken“.

Das gelte auch für den kleinsten Standort. „Das Werk in Osnabrück wird durch die Fertigung eines vollelektronischen Porsche-Modells langfristig ausgelastet“, sagte Weil. Derzeit fertigt VW dort für Porsche bereits die Verbrenner Cayman und Boxster. Nach deren Auslaufen soll jetzt ein Elektro-Porsche folgen. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte der dortige Betriebsratschef Gerhard Schrader.

© dpa-infocom, dpa:230929-99-380824/5

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