Helfer beim ADAC:"Elektroautos sind weniger anfällig für Pannen"

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Der ADAC stellt sich darauf an, dass seine Helfer in Zukunft immer öfter zu Pannen bei Elektroautos gerufen werden. (Foto: dpa)

Im Jahr 2018 musste der ADAC zu etwa 400 Pannen mit E-Autos eilen. Mit dem sich ändernden Markt wird das künftig öfter der Fall sein. Wie stellen sich die Helfer auf die Herausforderungen der Elektrofahrzeuge ein?

Interview von Marco Völklein

Etwas mehr als 3,9 Millionen Mal rückten die Pannenhelfer des ADAC im vergangenen Jahr aus. Das waren etwa zwei Prozent weniger als im Vorjahr, aber im Schnitt mehr als 10 000 Einsätze pro Tag. Am meisten zu tun hatten die Pannenhelfer an zwei Tagen im Februar 2018. Bei großer Kälte fallen die Autobatterien besonders oft aus. Probleme mit den Stromspeichern sind aber auch insgesamt die Pannenursache Nummer eins, gefolgt von Problemen mit Motor und Motormanagement. Was aber passiert, wenn künftig mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind? Wie stellen sich die Helfer darauf ein? Fragen an Thomas Reynartz, den Chef der ADAC Pannenhilfe.

SZ: Herr Reynartz, zu wie vielen Fahrern von Elektroautos mussten die Helfer der Straßenwacht 2018 eilen?

Thomas Reynartz: Das war im vergangenen Jahr nur bei etwas mehr als 400 Pannen der Fall - im Vergleich zu den nahezu vier Millionen Pannenfällen also eine verschwindend geringe Zahl. Die Ursachen übrigens decken sich oft mit denen bei Verbrennern. Was viele nicht wissen: Auch ein Elektrofahrzeug hat - ähnlich wie jeder Verbrenner - eine 12-Volt-Batterie, um das Auto überhaupt starten zu können. Fällt die aus, geht nichts mehr.

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Und wie haben Ihre Leute da den betroffenen Autofahrern geholfen?

Wie bei jedem Benziner oder Diesel auch: mit einer Starthilfe für die 12-Volt-Batterie über ein im Straßenwacht-Fahrzeug mitgeführten Powerpack. Unserer Statistik zufolge mussten wir bei etwas mehr als jedem dritten E-Auto eine solche Starthilfe leisten. Damit entspricht das Verhältnis in etwa der Häufigkeit bei den Verbrennern. Und ansonsten haben E-Autofahrer die Probleme, die auch Fahrer von Autos mit herkömmlichen Antrieben haben: Reifenschäden, Probleme mit der Beleuchtung oder eine Türöffnung.

Aber Ärger mit Einspritzung, Zündung oder Kraftstoffanlage droht Fahrern von Elektroautos künftig nicht mehr. Also werden Ihre Pannenhelfer in Zukunft weniger zu tun haben.

Perspektivisch stimmt das, ja, Elektroautos werden aufgrund ihrer geringeren Komplexität weniger anfällig für Pannen sein. Darauf müssen wir uns einstellen. Allerdings müssen Sie auch sehen: Das Durchschnittsalter der havarierten Fahrzeuge liegt bei zwölfeinhalb Jahren. Und noch setzen sich Elektroautos erst langsam am Markt durch. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis sich eine solche Entwicklung auf der Straße und damit in unserer Pannenstatistik niederschlagen wird.

Also sehen Sie beim ADAC aktuell keinen Handlungsbedarf?

Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam. Und wir haben alle unserer etwas mehr als 1700 Straßenwachtfahrer zu elektrisch-unterwiesenen Personen, sogenannten EUPs, weitergebildet, sodass sie auch bei einem Elektrofahrzeug die Motorhaube öffnen dürfen und nachschauen können, wo das Problem liegen könnte. Um allerdings an der Hochvoltanlage arbeiten zu dürfen, müssten wir sie weiter spezialisieren. Diesen Bedarf sehen wir aktuell nicht, verfolgen aber sehr genau die weitere Entwicklung.

Weil noch zu wenige Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind?

Weil wir derzeit unseren Mitgliedern, die mit Elektrofahrzeugen unterwegs sind, auch so gut und schnell helfen können. Wie gesagt: Die meisten Pannen werden durch Probleme verursacht, die nichts mit dem Elektroantrieb zu tun haben.

Und was passiert, wenn dem Fahrer eines E-Autos der Saft ausgeht? Passiert das einem Verbrenner, haben Ihre Leute einen Kanister mit Sprit an Bord und können dem Fahrer so helfen...

Das stimmt. Und früher kamen solche Fälle viel öfter vor als heute, weil die Tankuhren fehleranfälliger waren. Bei einem liegen gebliebenen Elektrofahrzeug schicken unsere Disponenten derzeit einen Abschleppwagen, der es zu einer geeigneten Ladesäule transportiert, um die Akkus zu laden.

Eine zusätzliche Batterie mit Energie für liegen gebliebene Elektrofahrzeuge hat also noch kein Straßenwacht-Fahrzeug an Bord?

Nein, und auf absehbare Zeit wird das auch so bleiben. Es gibt derzeit keine mobile Lademöglichkeit, die sich für unsere Zwecke eignen würde. Hinzu kommt, dass die Ladezeiten noch sehr lang sind, das havarierte Mitglied müsste somit zu lange warten.

© SZ vom 16.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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