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Eine Chance für die Zukunft

Künstliche Intelligenz kann Routinearbeiten erledigen. Die spannenden Aufgaben übernimmt der Mensch.

Roboterhand und Menschenhand am Zeigefinger getroffen

Foto: ipopba/Adobe Stock

Spätestens seit ChatGPT ist das Thema künstliche Intelligenz, kurz KI, endgültig im öffentlichen Bewusstsein angekommen. ChatGPT ist jene Zaubersoftware, die auf alle mögliche Fragen Antworten verspricht. Vorausgesetzt, irgendeine natürliche Intelligenz hat darüber schon mal öffentlich nachgedacht. Mit für Menschen unmöglicher Geschwindigkeit klaubt ChatGPT das auf Milliarden von Websites verstreute Wissen zusammen und montiert es zu ganz brauchbaren Texten. Vor Jahresfrist war die Welt baff. Doch nachdem Studierende und andere Vielschreiber blitzschnell herausfanden, wie viel Arbeit ihnen das Werkzeug erspart, fragt sich mancher Leser, wessen Text er da eigentlich vor sich hat. Werden die Karten zwischen Mensch und Maschine gerade neu gemischt?

 

Keine Frage: KI ist eine der entscheidenden Technologien unserer Zukunft. Sie erweitert die digitale Transformation um ganz neue Anwendungsmöglichkeiten in nahezu allen Branchen. Für die Zukunft des autonomen Automobils sind KI-basierte Technologien ebenso entscheidend wie für smarte Energieversorgung, moderne Medizindiagnostik, effiziente Logistik oder die Sicherheit der Infrastrukturen im Cyberspace. Gründe genug für die Bayerische Staatsregierung, den Freistaat zu einem international führenden Standort im Bereich der KI entwickeln zu wollen. Leuchtturmprojekte des dafür verabschiedeten Maßnahmenpakets sind das Munich Center for Machine Learning (MCML) und die Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) als integrative Forschungszentren. Weiteren Schub für die Entwicklung und Anwendung von KI in Bayern gibt die neue Bayerische KI-Agentur. Dank Investitionen von rund 600 Millionen Euro soll der Freistaat das deutsche Zentrum für künstliche Intelligenz werden. 100 KI-Lehrstühle sollten 2020 neu hinzukommen, rund drei Viertel der Stellen sind bereits nach München, Würzburg, Ingolstadt und Erlangen vergeben. „Wir holen mit unserer Hightech Agenda Bayern die besten Köpfe für künstliche Intelligenz in den Freistaat“, kündigte Wissenschaftsminister Markus Blume selbstbewusst an. „KI ist unsere Eintrittskarte zu einer neuen Welt.“

Kosten sind das eine, Chancen das andere

Ob automatisierter Wareneingang im Handel oder intelligente Produktionssteuerung: Auch für den bayerischen Mittelstand gehört KI zu den wichtigsten Zukunftstechnologien. „Es ist erfrischend zu sehen, dass sich die Unternehmen ernsthaft mit KI auseinandersetzen“, lobt Wolfgang Reissenberger, CEO des IT-Beratungsunternehmens Xenium in München. „Wir haben zig Kunden, die auf diesem Gebiet unterwegs sind.“ Die Kommerzialisierung von KI schreite mit Riesenschritten voran, weiß der promovierte Informatiker. Ganz vorne liegen Bilderkennungsysteme, natürlichsprachliche Dialoge und heuristische Herangehensweisen, bei dem mit begrenztem Wissen und mutmaßenden Schlussfolgerungen Aussagen über Ergebnisse getroffen werden. „Dank der Kombination von Datenanalyse und kluger Visualisierung können Unternehmen ihre Daten inzwischen besser nutzen“, sagt Reissenberger und hält, zumindest bei KI, ein ergebnisoffenes Vorgehen für geboten. Das erfordert Umdenken gegenüber dem gewohnten Arbeiten mit einfachen Algorithmen, mittelgroßen Datenmengen und geradlinigen Workflows. Um die künstliche Intelligenz zu erschließen, müsse man von den gewohnten Kosten-/Nutzen-Analysen zu Chancen-/Risiko-Betrachtungen übergehen. „Ich muss ergebnisoffen denken, ähnlich wie bei einer Expedition ins Ungewisse“, ermutigt Reissenberger und formuliert die auf KI-Anwendungen zugeschnittene Frage: „Gibt es das, was ich mir ausgedacht habe, überhaupt?“ Ziellos herumprobieren zu dürfen, ruft bei Entwicklern zwar maximale Begeisterung hervor, bei Controllern jedoch Stirnrunzeln. „Man hofft, dass in einem bestimmten Bereich etwas zu holen ist“, erklärt Reissenberger. „Dafür geht man das Risiko ein, das investierte Geld notfalls zu versenken. Unternehmen, die bereit sind, solche Expeditionen zu finanzieren, werden auch bei KI vorne sein.“

 

Alle namhaften IT-Beratungsunternehmen werden momentan mit KI-Anfragen überrannt. Im Vordergrund steht die generative KI, mit der Bilder, Video, Audio, Text, Code, 3D-Modelle und Simulationen erzeugt werden. „Die aktuellen Entwicklungen werden als eine Art Katalysator angesehen und bieten die Chance, Probleme zu lösen, die bisher entweder gar nicht oder nur schwer und kompliziert lösbar waren“, weiß Dominik Beierschoder, Managing Director Technology beim IT-Beratungsunternehmen Slalom in München. Eines der Hauptanwendungsgebiete sei die Hyperpersonalisierung, also der Einsatz von KI mit Echtzeitdaten, um kundenindividuelle Produkte oder Dienstleistungen zu erstellen. Man möge sich einen Produktkonfigurator vorstellen, sagt er, der die gesamte Bestellhistorie eines Kunden kennt und basierend auf der aktuellen Situation und Präferenzen den Bestellprozess erheblich vereinfacht und beschleunigt. Das wollen die Kunden haben? Beierschoder nickt: „Ja, definitiv. In Bayern sind wir insbesondere im Manufacturing und im Automobilsektor mit diesen Themen unterwegs. Auch das Interesse aus dem Start-up- und Digital Natives-Bereich ist groß.“

 

Auf das Hype-Thema KI konzentriert sich ein erklecklicher Teil der Neugründungen. Allein in München wurden zwischen Juni 2022 und Juni 2023 12,6 Start-ups je 100.000 Einwohner gegründet. Das sind mehr als in jeder anderen deutschen Metropole. In der gewachsenen Wirtschaft hingegen ist die Digitalisierung eng mit dem Geschäftsfeld verbunden, auf dem man bislang erfolgreich unterwegs ist. „Unternehmen suchen nach konkreten Lösungen, beispielsweise, wie Daten und die Automatisierung von Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette besser genutzt werden können“, sagt Beierschoder. „Oder wie das Wissen an die neue Generation weitergegeben werden kann, von der Speicherung und digitalen Aufbereitung bis hin zur Schulung.“ Da sind wir beim casus knacksus. Denn was bedeutet der Einsatz künstlicher Intelligenz für die Beschäftigten? Werden ihre Jobs der Digitalisierung geopfert? Oder wird in Zukunft alles besser, weil IT die Jobs leichter und spannender macht und den Mitarbeitern hilft, ihr volles Potenzial auszuschöpfen? Theoretisch wird die Diskussion seit dem Tag geführt, an dem Konrad Zuse den ersten Elektronenrechner der Welt auf die Bühne brachte. Praktisch hat sie der anhaltende Fachkräftemangel ins Koma versetzt. Angesichts des faktischen Zwangs zur Digitalisierung suchen alle Unternehmen händeringend nach IT-Spezialisten. Denn was nützt schon die Eintrittskarte zu einer neuen Welt, wenn die Vorstellung mangels Personals ausfällt?

Am Homeoffice führt kein Weg vorbei

„Den IT-Fachkräftemangel kann man nur mit Aus- und Weiterbildung, Qualifizierungen und Umschulungen, Zuwanderung sowie durch das Outsourcing von Aufgaben bekämpfen“, sagt Dominik Roth, Partner und Direktor des Münchner Büros der Personalberatung Mercuri Urval. Vor allem müssten die Arbeitgeber den Leistungswillen der Mitarbeiter sichern, was bedeutet: auf deren Wünsche einzugehen. „Wenn ich heute einer IT-Führungskraft nicht die Möglichkeit einräume, das Team wenigstens teilweise von zu Hause aus zu führen, dann wird es schwer“, sagt Roth. Umgekehrt lässt sich die Gefahr der Abwanderung bannen, wenn die Arbeitsumgebung den IT-Führungskräften eine freie Entfaltung ermöglicht, das Gehalt stimmt und die IT stärker in die Wertschöpfung mit eingebunden wird. „Wenn sich die IT-Führungskräfte als Teil des Unternehmens oder Geschäftsmodells sehen und mehr Verantwortung erhalten, steigt ihr Commitment zum Arbeitgeber“, versichert Roth.

 

Das lässt hoffen: Um IT-Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, reichen Bordmittel aus. Und der Nachwuchs steigt auch zu. Laut einer Umfrage des HR-Techunternehmens Softgarden nutzen bereits 19 Prozent der Bewerber ChatGPT und ähnliche KI-Anwendungen, um Bewerbungsanschreiben zu verfassen. Weitere rund 42 Prozent sind einer solchen Nutzung nicht abgeneigt. Was einmal mehr beweist, dass sich der Mensch der Evolution anzupassen versteht. Da ist klar, wie das Spiel am Ende ausgeht.

Karen Engelhardt

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DER RUNDE TISCH – IT-STANDORT BAYERN

Die unaufhaltsame Digitalisierung sämtlicher Industrien und Dienstleistungen sowie das Aufkommen von KI-Anwendungen wird sich auch auf den IT-Standort Bayern auswirken. Eines ist sicher: Es werden weiterhin sehr viele Fachkräfte benötigt – aber sie müssen andere Dinge beherrschen als noch vor wenigen Jahren.

1 – Digitalisierung in Bayern2 – Ausbildung gegen den Fachkräftemangel3 – Künstliche Intelligenz4 – Welche Zukunft hat der IT-Standort Bayern?

Der runde Tisch teilnehmer

  • DANIEL KLEFFEL

    ist seit Januar 2023 Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) in Bayern.

    Nach seinem Studium der Geodäsie in Dresden startete er 2002 seine Karriere in der Bayerischen Vermessungsverwaltung (BVV). Von 2013 bis 2018 verantwortete er als Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat den Bereich „Ausbau Digitale Infrastruktur – Breitband“ sowie „IT-Sicherheit, BayKOM, IT-Strategie“. Gleichzeitig war er Leiter des Aufbaustabs des neuen Landesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, welches er anschließend von April 2018 bis Dezember 2022 als Präsident leitete.

  • THOMAS LEUBNER

    ist seit Januar 2014 Head of Professional Education bei Siemens in München.

    Bereits während seines Psychologie-Studiums an der Universität Regensburg setzte er sich mit der beginnenden Digitalisierung der Arbeitswelt auseinander. In mehr als 30 Berufsjahren bei Siemens hatte Leubner eine Reihe von Leitungspositionen inne. So war er unter anderem Leiter des Personalreferats für die zentralen Funktionen sowie Direktor in der Führungskräfte-Entwicklung. Heute ist er für weltweite strategische Initiativen in den Bereichen duale Berufsausbildung, duale Studiengänge und akademische Weiterbildung sowie Up- und Reskilling Programme verantwortlich.

  • SYLVIE PFLITSCH

    ist seit November 2022 Head of Digital Touchpoints & Data Analytics bei Bosch Building Technologies in München.

    Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann sie ihre Karriere 1999 bei der Süddeutschen Zeitung im Bereich IT Consulting & Implementation und wirkte bei der Digitalisierung der Zeitungsproduktion mit. 2007 wechselte sie zu Bosch Building Technologies, wo sie das weltweite Business Reporting Template entwickelte und ausrollte. Daneben hat sie dort verschiedene Projekte im Bereich GDPR, Automation, Risk Management und Digitale Transformation geleitet und wirkte in diversen Projekten wie Big Data und dem EU AI Act mit.

  • PROF. DR. DR. H.C. GORDON THOMAS
    ROHRMAIR

    ist seit Oktober 2016 Präsident der Technischen
    Hochschule Augsburg. 

    Zuvor war er dort sechs Jahre als Vizepräsident tätig. Rohrmair studierte Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Augsburg und promovierte 2005 an der Oxford University mit einer Arbeit zur IT-Sicherheit. Im Anschluss arbeitete er bei der Strategieberatung Stern Stewart & Co Management Consultants und als Projektmanager im Bereich IT-Sicherheit bei Siemens CT IC Cert, ehe er 2009 als Professor an die Fakultät für Informatik der Technischen Hochschule Augsburg wechselte.

  • MAREK RYDZEWSKI

    ist seit Juli 2021 Chief Digital Officer (CDO) der Barmer. 

    Nach dem Abschluss seines Studiums der Kulturwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre war er in verschiedenen Leitungsfunktionen bei der AOK Nordost tätig. Seine Expertise liegt in den Bereichen Digitalisierung, Kundenservice, Vertrieb, Versicherung und Versorgungsmanagement. Als CDO der Barmer ist er für die Digitalstrategie verantwortlich und setzt sich für Fragen der Corporate Digital Responsibility (CDR) im Gesundheitswesen ein. So vertritt er die Barmer in der CDR-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

  • DR. WOLFGANG SPRINGER

    ist seit September 2022 Director Group IT bei der Netzsch Group in Selb.

    Nach seinem Studium der Wirtschaftsinformatik und einem MBA in Logistik an der Hochschule Hof promovierte er an der New York University. Seine Karriere begann er 2007 als Information Technology Consultant bei Rehau. Innerhalb des Unternehmens stieg er zunächst zum Leiter IS Coordination Automotive auf, dann wurde er Director Application Management Automotive und im Sommer 2018 schließlich CIO Automotive. Von 2020 bis 2022 war er für Rehau als Vice President IBS Americas in Leesburg, Virginia in den USA tätig, ehe er zur Netzsch Group wechselte.

RT IT-Standort Bayern Seite 1

DER RUNDE TISCH – IT-STANDORT BAYERN

Digitalisierung ist ein anderes Wort für Effizienz und Spitzenleistung. Und für die Fähigkeit, die richtigen Zukunftsfragen stellen zu können. So gesehen, ist Bayern mit seinem starken IT-Netzwerk auf der sicheren Seite. Denn die Antworten kommen dann ganz automatisch.

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