Autos mit Grips
Foto: Ben/Adobe Stock
Bayern ist eines der weltweit wichtigsten Zentren der Automobilindustrie. Hier sind Marken wie Audi und BMW zu Hause. Weil elektronische Hardware und Anwendungssoftware längst zum Differenzierungsmerkmal im Automobilbau geworden sind, konzentrieren sich Hersteller und Zulieferer immer stärker auf die Bereiche Elektromobilität, Connected Car und autonomes Fahren. Auch die hiesigen Automobilzulieferer gehören zu den innovativsten der Welt. Aus der bayerischen Automobilindustrie kamen 2021 vier der zehn Unternehmen und Institutionen mit den meisten Patentanmeldungen.
Das ist gut so, denn Elektrifizierung, Digitalisierung und Konnektivität werden die Nachfrage nach elektronischen Komponenten weiter steigern. Schöner Nebeneffekt: In Verbindung mit dem Bestreben nach robusteren Lieferketten ergeben sich vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für die Halbleiterhersteller im Freistaat.
In München produziert der deutsche Marktführer Infineon Technologies Sensoren, Mikrocontroller und Leistungshalbleiter für Autobauer in der ganzen Welt. Auch die Forschungs- und Entwicklungsniederlassungen internationaler Unternehmen wie Nvidia, AMD, Apple, Qualcomm, Samsung und Intel nutzen die Nähe zur Automobilindustrie, die hervorragende Infrastruktur und das Potenzial an hoch qualifizierten Arbeitskräften. Nicht weit von der Landeshauptstadt entfernt betreibt Texas Instruments in Freising Halbleiterforschung, -entwicklung und -produktion. In Regensburg produziert ams Osram optoelektronische Halbleiter für die Automobilindustrie. Nürnberg ist Standort eines weltweit führenden Technologieherstellers in der Leistungselektronik: Semikron Danfoss, ein seit vielen Jahren mit der Automobilindustrie verbundenes Familienunternehmen, verfügt über fundiertes Know-how bei elektrischen und Hybrid-Fahrzeugantrieben. Ebenfalls in die Wertschöpfungskette eingebunden sind die Waferhersteller SiCrystal in Nürnberg und der Halbleiterausrüster Süss MicroTec in Garching. Diese und viele weitere Partner sind Mitglieder der Bavarian Chips Alliance.
Ziel des Halbleiternetzwerkes ist die Festigung der Lieferketten und die Förderung von Innovationen, vor allem im Automobilbereich. Der bayerische Wirtschaftsminister ist überzeugt, damit den Standort Bayern zu stärken. „Wir haben das Potenzial“, versichert Hubert Aiwanger, „einer der führenden Chipstandorte in Deutschland zu werden, weil wir eine starke Industrie und Spitzenforschung haben.“
Ein wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette liegt im Chipdesign. Unter Federführung des Fraunhofer-Instituts baut der Freistaat deshalb ein bayerisches Designzentrum auf. „Wer die Halbleiter der Zukunft entwirft und entwickelt, hat weltweiten Einfluss“, sagt Aiwanger. Vor diesem Hintergrund bauen der amerikanische Halbleiterproduzent Wolfspeed und der der Automobilzulieferer ZF nahe Nürnberg ein neues Chipdesign-Zentrum. Ziel ist die Entwicklung und Weiterentwicklung von Halbleitern aus Siliziumkarbid für den Automotive-Sektor. Kurz gesagt: Für das Auto mit Grips.
Karen Engelhardt
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