Verhaltensbiologie:Hatschi heißt ja

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Abstimmung mit der Nase: Afrikanische Wildhunde entscheiden demokratisch. (Foto: mauritius images)
  • Ein internationales Forscherteam hat bei Wildhunden in Botswana beobachtet, wie sie Entscheidung treffen, indem sie niesen.
  • Das Rudel kommuniziert demnach über ein heftiges, stoßweises Ausatmen durch die Nase.
  • Der Abstimmungsmechanismus hilft dem Rudel, einen Gruppenkonsens zu finden.

Demokratie wird bei Afrikanischen Wildhunden offenbar großgeschrieben: Wenn die Raubtiere niesen, dann sind sie nicht etwa verschnupft, sondern stimmen ab, ob sie zur Jagd aufbrechen sollen. Dieses Verhalten hat ein internationales Forscherteam bei Wildhunden in Botswana beobachtet.

Das Rudel kommuniziert demnach über ein heftiges, stoßweises Ausatmen durch die Nase, das stark an ein Niesen erinnert. Dieses Verhalten häufe sich kurz bevor die Gruppe auf die Jagd geht und diene der Abstimmung und Entscheidungsfindung, berichten die Forscher im Fachblatt Proceedings of the Royal Society B. Der Abstimmungsmechanismus hilft dem Rudel dabei, einen Gruppenkonsens aufzubauen - und das in einem Sozialsystem, das eigentlich eher despotischer Natur ist, da die dominantesten Männchen und Weibchen das Rudel anführen.

Die Zahl der Nieser muss eine bestimmte Schwelle überschreiten

"Je mehr Nieser auftraten, desto wahrscheinlicher war es, dass das Rudel loszog und auf die Jagd ging", erzählt Seniorautor Neil Jordan von der University of New South Wales in Sydney. Die Zahl der Nieser müsse eine bestimmte Schwelle überschreiten. Allerdings haben die verschiedenen Stimmen nicht alle dasselbe Gewicht.

"Wir haben herausgefunden, dass das Rudel vor dem Aufbruch nur einige wenige Male niesen muss, wenn das dominante Männchen und das dominante Weibchen in die Abstimmung involviert sind", erläutert Erstautorin Reena Walker von der Brown University im US-amerikanischen Providence. "Wenn das dominante Paar sich aber nicht beteiligte, waren mehr Nieser nötig, etwa zehn, bevor das Rudel sich auf den Weg machte."

Jordan und seine Kollegen beobachteten Afrikanische Wildhunde im Okavangodelta in Botswana. Sie protokollierten bei fünf Rudeln den Ablauf von insgesamt 68 sozialen Zusammenkünften. So konnten sie analysieren, welche Verhaltensweisen die Entscheidungen der Tiere vorantreiben. Nicht alle Rudeltreffen führten zu einem Ergebnis, also zum Aufbruch zur Jagd. Doch die Forscher fanden einen eindeutigen Unterschied zwischen ergebnislosen und erfolgreichen Versammlungen: Brach das Rudel tatsächlich auf, war zuvor deutlich häufiger geniest worden - im Schnitt etwa 7,5-mal statt 1,5-mal.

"Wir konnten es kaum glauben, als unsere Analysen unseren Verdacht bestätigten", sagt Jordan. "Das Niesen ist eine Art System zur Abstimmung." Zwar ist durchaus bekannt, dass Hundeartige stimmlose Geräusche wie Hecheln benutzen, um sich über kurze Distanzen zu verständigen. Aber dass Niesen eine zentrale Funktion für die Kommunikation haben kann, ist bei Afrikanischen Wildhunden noch nie beobachtet worden. Bisher ging man davon aus, dass die Tiere auf diese Weise lediglich ihre Atemwege reinigen.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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