Tourismus und Biologie:Dem Hai ist der Köder egal

Ist es vertretbar, Haie zur Touristenbespaßung anzulocken? Untersuchungen vor den Bahamas und vor Florida zeigen: Der Kontakt zu Menschen scheint das Verhalten der Tiere kaum zu beeinflussen.

Tauchtouristen lieben den Kitzel, wenn sich ein mächtiger Tigerhai nähert. Lässt sich aber kein Raubfisch blicken, dann meckern die Reisenden in Neoprenanzügen. Um ihren Kunden also zuverlässig ein Erlebnis Auge in Auge mit einer gefährlichen Bestie zu bieten, locken die Veranstalter Haie mit Ködern an.

Tauchtouristen wollen dem Tigerhai nahe kommen. Umweltschützern bereitet der enge Kontakt Sorgen. (Foto: imago images/OceanPhoto)

Das wiederum passt einigen Umweltschützern nicht: Sie argumentieren, dass sich die Fütterungen und der häufige Kontakt zu Menschen negativ auf das Verhalten der großen Raubfische auswirke. Das klingt zwar plausibel, doch bislang gab es keine Daten, die diese These untermauerten.

Meeresforscher um Neil Hammerschlag von der Universität Miami haben nun die Wanderbewegungen und Reviere von Tigerhaien untersucht, indem sie Tiere mit GPS-Sendern versehen haben. Dabei untersuchten die Biologen zwei Haipopulationen. Die eine lebt vor den Bahamas in einem Gebiet, in dem regelmäßig zur Touristenbespaßung Köder für die Haie ausgelegt werden; die zweite Population ist vor der Küste Floridas zu Hause, wo es verboten ist, die Tiere mit Futter anzulocken.

Die Daten klingen nach einem Freispruch für den Tauchtourismus: Die Haie vor den Bahamas konzentrierten ihre Bewegungen nicht wie befürchtet auf die Orte, an denen sie regelmäßig gefüttert werden. Stattdessen schwammen sie - wie auch die Artgenossen vor Florida - regelmäßig weite Strecken von bis zu 3500 Kilometern. Es sieht also so aus, als seien den Haien diese komischen Taucher und ihre Köder eher egal.

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:10 Dinge über... Haie

Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes war statt des Tigerhais irrtümlich ein Sandtigerhai abgebildet, der für Menschen normalerweise nicht gefährlich ist.

© SZ vom 10.03.2012/sehe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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