Astronomie:Neues Wasserreservoir auf dem Mond entdeckt

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Lange Zeit galt der Mond als staubtrocken. Mittlerweile wurden verschiedene Wasserspeicher entdeckt. (Foto: HO/AFP)

Glasartige Körner im Mondstaub speichern Flüssigkeit. Durch den Fund lassen sich Schlüsse auf den Wasserkreislauf des Erdtrabanten ziehen.

Von Andreas Jäger

Glasartige Körner auf der Mondoberfläche bilden dort ein bislang unbekanntes Wasserreservoir, das berichtet ein Team um den Geophysiker Hu Sen von der in Peking angesiedelten Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Nature Geoscience. Die Körnchen wirken dabei wie ein Schwamm im Wasserkreislauf des Mondes. Insgesamt, so schätzen die Studienautoren, gibt es auf dem Mond zwischen 100 Millionen und 100 Milliarden Tonnen Wasser in solchen Glaskörnern. Der Bodensee speichert eine Wassermasse von etwa 50 Milliarden Tonnen.

Auf den Wasserfund stießen die Forscher während der Untersuchung von Gesteinsproben, die die chinesische Raumsonde Chang'e 5 von ihrem Flug zum Mond Anfang Dezember 2020 zurückgebracht hatte. Gänzlich neu ist die Erkenntnis, dass es auf dem Erdtrabanten wasserspeichernde Glaskörner gibt, allerdings nicht: 2008 hatte ein Team um den inzwischen verstorbenen Geochemiker Erik Hauri erstmals Wasser auf dem Mond nachgewiesen, in Bodenproben, die noch von den Apollo-Missionen stammten. Auch damals versteckte sich das Wasser in Glassteinchen.

Zukünftige Mondmissionen könnten das Wasser nutzen, etwa um Sauerstoff herzustellen

Die Gruppe um Hauri hatte vermutet, dass die Glaskörner vulkanischen Ursprungs sind und dass sich im Innern des Mondes weitere Wasservorkommen befinden könnten. In der Folge blickte man mit geschärftem Auge auf die spektroskopischen Daten von Mondsonden. Mit Erfolg: An mehreren Stellen konnte Wasser nachgewiesen werden. Dort, wo wenig Sonnenlicht hinkommt - an den Polen des Mondes - zeigte sich oberflächennah besonders viel Wasser und Eis. Dass der Wassergehalt in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung schwankt, deutete auf einen Wasserkreislauf hin. Wie genau dieser funktioniert, war bislang jedoch unklar.

Bei den von Hu und Kollegen analysierten Glaskörnern wird angenommen, dass sie durch Asteroideneinschlag auf den Mond gelangten. Allerdings sind die Glasklumpen beim Einschlag noch wasserfrei. Das Wasser kommt erst später hinzu, in Form von geladenen Wasserstoffkernen, die durch Sonnenwinde zum Mond getragen werden und mit Sauerstoff aus Staubpartikeln zu Wassermolekülen reagieren. Ein ähnlicher Prozess könnte der Ursprung der Ozeane auf der Erde sein. So wird der Beitrag von Sonnenwinden zur Entstehung des "blauen Planeten" seit kurzem diskutiert.

Im Gegensatz zur Erde besitzt der Mond allerdings praktisch keine Atmosphäre. Dass der Wasserkreislauf auf dem Mond trotzdem funktioniert, ließe sich mit Hilfe eines puffernden Reservoirs erklären. Der neue Fund deute darauf hin, dass Glaskörner auf der Mondoberfläche dazu in der Lage sind, Wasser zu speichern und freizulassen, sagt Hu. Durch Diffusion kann das Sonnenwind-Wasser zudem innere Schichten des Mondes erreichen. Und einen praktischen Nutzen soll das Mondwasser auch haben: Zukünftige Mondmissionen wie Artemis könnten es möglicherweise nutzen, etwa um Sauerstoff herzustellen.

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